In den Jahren 1566 und 1567 beteiligt sich Francis Drake unter verschiedenen Kapitänen an zwei Expeditionen um Slaven zu fangen und diese in Übersee zu verkaufen. Doch beide Fahrten enden letztlich als Flop. Dabei lässt sich vor allem auf der zweiten Reise zusammen mit seinem Vetter John Hawkins zunächst eigentlich alles ganz gut an. Sie kapern unter anderem eine portugiesische Karavelle, einen schnellen und wendigen Segler mit wenig Tiefgang, und rauben sie aus.
Lukrativer Sklavenhandel
In Sierra Leone erbeuten die sechs englischen Schiffe mit über 400 Mann Besatzung rund 250 Schwarzafrikaner und machen sich anschließend auf den Weg nach Westindien, um sie dort zu Geld zu machen. In Rio de la Hacha und Santa Marta an der Küste des heutigen Kolumbiens gelingt es den Männern um Drake und Hawkins, viele der Sklaven an den Mann zu bringen. Allerdings müssen die Engländer gelegentlich „nachhelfen“, indem sie beispielsweise mit militärischen Aktionen drohen. Drake ist zufrieden, zumal er mittlerweile längst sein eigenes Schiff befehligt, die „Judith“.
Das Schicksal wendet sich, als die kleine Flotte auf dem Heimweg nach England von einem schweren Unwetter überrascht wird. Drake und seine Seefahrerkollegen können sich soeben noch in den Hafen von San Juan de Ulúa im heutigen Mexiko flüchten, wo sie das Ende des Sturms abwarten und die Schäden an den Schiffen beseitigen wollen. Doch es kommt alles anders. Denn schon bald treffen insgesamt 13 spanische Schiffe ein. Sie sollen die in San Juan de Ulúa angesammelten Schätze wie Gold und Silber an Bord nehmen und in die Heimat bringen. Mit dabei ist auch ein spanischer Vizekönig: Martín Enríquez de Almansa. Nach einigem Hin und Her wird zwischen den Engländern, die in fremden Revieren wildern, und den Spaniern ein Waffenstillstand ausgehandelt, doch der entpuppt sich schon bald als Makulatur.
Erste Konflikte zwischen Spaniern und Engländern
Am 23. September 1568 kommt es im Hafen von San Juan de Ulúa zu einer heftigen militärischen Auseinandersetzung. Die Spanier auf den Schiffen halten sich nicht an die Vereinbarungen. Zusammen mit eilig herbeigerufenen Soldaten überfallen sie die völlig ahnungslosen und unvorbereiteten Engländer um Hawkins und Drake. Doch diese wissen sich trotzdem bestens zu wehren und es entwickelt sich ein erbittertes Gefecht, das von zehn Uhr morgens bis tief in die Nacht andauert.
Die Verluste sind auf beiden Seiten enorm. Den Engländern gelingt es unter fortwährendem Kanonenfeuer zwei wichtige spanische Galeonen zu versenken, sie zahlen dafür allerdings einen hohen Tribut: Gleich vier ihrer eigenen Schiffe gehen ebenfalls verloren. Zahlreiche englische Matrosen geraten zudem in spanische Gefangenschaft. Wie durch ein Wunder gelingt es Drake mit seinem Schiff „Judith“ und Hawkins mit der „Minion“ dem Unheil zu entrinnen und zu fliehen.
Lebenslanger Hass auf Spanien
Vor allem die Minion entkommt nur mit großer Mühe, denn sie ist überfüllt und hat weder ausreichend Trinkwasser noch Lebensmittel an Bord. Viele Männer sterben auf der Überfahrt über den Atlantik. Hawkins wirft Drake später vor, die Minion im Stich gelassen zu haben. Beide Schiffe schaffen es schließlich im Januar 1569 doch zurück in den Hafen von Plymouth. Von den über 400 britischen Seeleuten, die knapp anderthalb Jahre zuvor auf die Expedition gegangen waren, kommen jedoch nur ein paar Dutzend heil wieder zuhause an. Von den materiellen Schäden durch die versenkten vier Schiffe ganz zu schweigen.
Der Zwischenfall in San Juan de Ulúa und das folgende Desaster für die Engländer sät in Francis Drake einen lebenslangen Hass auf Spanien. Er belastet aber auch das Verhältnis zwischen den Iberern und der sich langsam entwickelnden Seefahrernation England.
Dieter Lohmann
Stand: 02.09.2011