Mit seiner riesigen Kabelwinde, dem großen Steuercontainer und der während der Tauchgänge in Schichten arbeitenden Crew von neun Technikern ist das Remotely Operated Vehicle Quest eine kleine Stadt für sich: genannt „Rov-Hausen“. Der ferngesteuerte Tauchroboter des Marum ist ausgestattet mit einer beeindruckenden Zahl an Sensoren, Kameras und Manipulatoren, die auf den bis zu 4000 Meter tiefen Tauchgängen eingesetzt werden können.
Der Leitstand des Tauchroboters füllt seinen Container so sehr, dass normalerweise neben zwei Rov-Piloten immer nur zwei Wissenschaftler darin arbeiten: der den Tauchgang leitende Wissenschaftler und ein Protokollführer. Für den Rest des Teams werden die hochauflösenden Bilder der HDTV-Kameras direkt in das Schiffnetz gespeist und auf einer großen Leinwand dargestellt. Da nach der langen Anfahrt ein sehr intensives Untersuchungsprogramm mit langen Tauchfahrten geplant ist, werden wohl alle Wissenschaftler an Bord Gelegenheit dazu bekommen, die Tauchgänge des Quest im Steuercontainer zu begleiten.
Durch Spalten ins freie Wasser
In den Sedimenten der Ozeane und in den Klüften und Spalten der darunter liegenden ozeanischen Kruste sind Wasser und Gas gespeichert. Diese Fluide sind mobil und nicht dauerhaft innerhalb der Sedimente und Krustengesteine eingeschlossen. Durch das Gewicht des darüberliegenden Meeresbodens und des Ozeans, durch Temperatur- und Dichtegradienten sowie tektonische Bewegungen entstehen Risse und Spalten, entlang derer sich die im Porenraum gespeicherten Fluide einen Weg in den freien Ozean bahnen. Eine besondere Vergesellschaftung von Muscheln, Würmern und Bakterien ist der sicherste Anhaltspunkt für solche untermeerischen „kalten Quellen“.
Leben ohne Licht
Lautlos huschen weiße Krabben über den Meeresgrund, wiegen sich meterlange Röhrenwürmer in der Strömung und bauen sich riesige Muschelbetten auf. In der lichtlosen Umgebung der Tiefsee ist das Leben auf alternative Energiespender angewiesen – Fotosynthese treibende Grünpflanzen gibt es hier nicht. Die Muscheln und Würmer leben daher in Symbiose mit Bakterien, die in der Lage sind, das in den Fluiden enthaltene Methan und den Schwefelwasserstoff zu oxidieren und mit der so gewonnenen Energie organische Verbindungen aufzubauen (diesen Vorgang bezeichnet man als Chemotrophie).
Die Forscher auf der Meteor wollen herausfinden, wie chemische, physikalische und geologische Parameter diese Seep-Ökosysteme prägen und den Umsatz des klimarelevanten Gases Methan kontrollieren. Sie erhoffen sich damit eine Antwort auf die Frage, welche Rolle chemosynthetische Seep-Organismen im Klimageschehen spielen.
Christina Beck / MaxPlanckForschung / Expeditions-Blog
Stand: 27.02.2009