Zoologie

Wimmelndes Leben im Kastensystem

Ameisen als soziale Insekten

Bis zu 1,5 Meter hoch, kegelförmig und immer in Arbeit – einen solchen Ameisenhaufen hat wohl jeder schon einmal bei einem Waldspaziergang gesehen. Nicht ganz so bekannt ist, was in den Nestern der Roten Waldameise abläuft.

Königinnen und Untertanen

Rote Waldameise © Joachim Langstein

Rund einen halben bis einen Zentimeter groß sind diese Ameisen, die als handelnder Superorganismus mit Hunderttausenden von Individuen diese erstaunlich großen Bauwerke erstellen und unterhalten. Eine Ameisenkolonie besteht längst nicht nur aus dem sichtbaren oberirdischen Teil, den die Insekten aus Nadeln, Halmen oder kleinen Zweigen zusammenbasteln, sondern auch aus einem meist noch viel größeren unterirdischen Teil.

Der ganze Bau ist von einem weit verzweigten System an Gängen und Kammern durchzogen. Dort haben nicht nur die Königinnen ihre „Gemächer“, auch die Unterkünfte der vielen „Untertanen“ befinden sich hier sowie reservierte Bereiche für die Versorgung und Aufzucht der Eier, Larven oder Puppen.

Arbeitsteilung im Ameisenstaat

Wer sich die Zeit nimmt, das Gewimmel auf oder in der Nähe von einem solchen Haufen zu verfolgen, wird feststellen, dass Arbeitsteilung herrscht im Ameisenstaat. Dabei gibt es fast so viele soziale Gruppen wie im Kastensystem Indiens.

Rote Waldameise © Joachim Langstein

Die vielen Königinnen sind in erster Linie für die Fortpflanzung zuständig und legen große Mengen an Eiern. Ein Teil der sich daraus entwickelnden viel kleineren meist flügellosen Arbeiterinnen sammelt Baumaterialien, andere gehen auf Nahrungssuche oder betreuen die Brut. Wieder andere bewachen als Soldaten die Eingänge in den Ameisenbau und bekämpfen Eindringlinge.

Männer spielen in diesem System selten eine wichtige Rolle. Nur wenn es im Sommer um die Fortpflanzung geht, erscheinen sie als beflügelte Drohnen auf der Bildfläche. Zusammen mit den Königinnen machen sie sich dann auf zum Hochzeitsflug. Doch sobald sie ihre Begattungspflicht erfüllt haben, sterben sie wieder ab.

Schwarmintelligenz bei sozialen Insekten

Das ganze Leben in einem Ameisenstaat läuft völlig geregelt und ohne größere Zwischenfälle ab. Und das, ohne dass eine übergeordnete Instanz die verschiedenen Aktivitäten koordiniert oder dirigiert. Durch die Interaktion zwischen den einzelnen Individuen und die zahlreichen einfachen Handlungen, die die Tiere ausführen, können sie selbst komplexe Probleme lösen.

Diese besondere Art der Intelligenz, die von Forschern auch als Schwarmintelligenz bezeichnet wird, gibt es nicht nur bei Ameisen sondern auch bei Termiten, Bienen, Wespen oder Hummeln. Sie werden deshalb von den Wissenschaftlern auch als soziale Insekten bezeichnet.

Höhlenbewohner und Blattnestbauer

Doch längst nicht alle Ameisen bauen ihre Nester wie die Rote Waldameise am und im Boden. Einige Arten leben beispielsweise auch in speziellen Höhlen und Röhren von Pflanzen. Die Weberameisen dagegen sind bekannt für ihre großen Blattnester in Bäumen, wobei die Kolonie häufig in mehrere „Filialen“ unterteilt ist.

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Stand: 30.04.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ameisen
Eine für alle, alle für eine

Riesenameisen und Riesenkolonien
Zwischen Realität und Fiktion

Wimmelndes Leben im Kastensystem
Ameisen als soziale Insekten

Eine Welt der Düfte
Ameisenstraßen

Von Schwertransporten und Bodenhaftung
Ameisen als Lastenschlepper

Duftende Eier machen unfruchtbar
Königin erhält Fortpflanzungsmonopol per „Dekret“

Pheromon ist nicht gleich Pheromon
Verarbeitung der Duftsignale

Partner in Sachen Überleben
Symbiosen bei Ameisen

Sklaven, Pilze, Hochwasser...
Allround-Talent Ameise

... so alt wie die Dinosaurier
Ameisen gestern und heute

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