Die Studie der WHO zeigt, dass knapp die Hälfte aller Kinder in den Entwicklungsländern deutlich kleiner ist als der weltweite Durchschnitt. Zwar haben die Menschen dort in den letzten Jahrzehnten auch leicht an Größe zugelegt, bleiben aber noch immer weit hinter den reicheren Ländern des Nordens zurück. Wissenschaftler führen dies unter anderem auf die eiweißarme Mangelernährung zurück.
Stress macht groß
Interessanterweise gibt es jedoch auch Unterschiede zwischen Stadt- und Landbewohnern, selbst wenn diese sich vergleichbar gut – oder schlecht – ernähren. Hierbei könnte, wie einige Wissenschaftler vermuten, ein „Urbanisierungstrauma“ den Städtern die entscheidenden Zentimeter verleihen: Die vielen äußeren Reize und Stressfaktoren, die in einer Stadt auf das Nervensystem einwirken, sollen dabei die Zellteilung und damit das Wachstum anregen. Bewiesen ist diese Theorie allerdings nicht.
Höhenschub durch Heterosis-Effekt
Neben dem schleichenden Größenwachstum der Weltbevölkerung gibt es jedoch auch immer wieder einzelne Kinder, die plötzlich sehr viel größer werden als ihre Eltern. Hier sind es vor allem genetische und hormonelle Faktoren, die diesen plötzlichen Wachstumsschub auslösen.
In einigen Fällen ist der so genannte Heterosis-Effekt verantwortlich: Beide Eltern stammen dann oft aus Familien, die über Generationen hinweg relativ isoliert lebten, beispielsweise auf einer Insel oder in einem Dorf, und nur Partner aus dem gleichen eng umgrenzten Kreis geheiratet haben. Als Folge ist der Genpool dieser Familien mit der Zeit „verarmt“. Wenn sowohl Vater als auch Mutter eines Kindes Träger von jeweils unterschiedlichen verarmten Genausstattungen sind, erhalten diese Gene im Nachwuchs zum ersten Mal wieder Gelegenheit, sich mit fremdem und daher neuem Erbgut zu mischen. Diese neue Mischung hat es dann entsprechend in sich und löst einen deutliche Wachstumsschub aus.
Endloswachstum durch Unreife
Doch auch ohne diesen Effekt kommt es immer wieder vor, dass Kinder auch nach der Pubertät einfach nicht aufhören zu wachsen und dadurch unfreiwillig zu „Riesen“ werden. Bei diesen Kindern fehlt das hormonelle Stoppsignal, das die Keimdrüsen normalerweise bei abgeschlossener Geschlechtsreife aussenden und das wiederum die Produktion von Wachstumshormon bremst. Inzwischen kann ein solches drohendes „Endloswachstum“ in der Regel mithilfe von hohen Dosen Sexualhormon künstlich abgebrochen werden – erkauft wird eine solche Geschlechtsreife im Schnelldurchgang allerdings unter Umständen mit Nebenwirkungen von Akne über Thrombosen bis hin zu Krebs…
Stand: 21.09.2002
21. September 2002