Was bleibt, ist die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen des erwarteten Gasreichtums. Einerseits gilt Erdgas als deutlich klimafreundlicher im Vergleich zu Kohle und Erdöl: Es verbrennt sauberer und effizienter, daher entsteht bei gleichem Energiegewinn etwa ein Viertel weniger Kohlendioxid. Mit dem erschlossenen Schiefergas könnte also der Ausstoß dieses Treibhausgases in Deutschland gesenkt werden, argumentieren die Befürworter des Frackings.
Treibhausgas aus der Erde
Dem gegenüber steht jedoch der zusätzliche Energieaufwand bei der Gasförderung: Bezieht man die Energiekosten des Pumpens und den Wassertransport für das Fracking mit ein, so ist Kritikern zufolge der tatsächliche Gewinn in der Klimabilanz praktisch Null. Außerdem zeigen die Erfahrungen aus den USA: Aus den Gasbrunnen tritt ebenfalls eine gewisse Menge Erdgas in die Atmosphäre aus, und dessen Hauptbestandteil Methan ist ein mehr als 20 Mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid.
Damit zusammen steigen auch flüchtige Bestandteile des Frack-Fluids auf: „Wir finden krebserregendes Benzol, giftigen und übelriechenden Schwefelwasserstoff und eine Vielzahl von Vorläufersubstanzen für gesundheitsschädliches Ozon in ländlichen Gegenden, wo man eigentlich saubere Luft erwarten würde“, meint Armin Wisthaler von der Universität Innsbruck, der mit Kollegen die Folgen des Frackings für die Luft über den Gas-Regionen untersucht hat.
Ein schwerwiegendes Argument könnte die ganze Diskussion mit einem Schlag hinfällig machen: Erdgas ist, genau wie Kohle und Erdöl, ebenfalls ein fossiler Brennstoff. Auch wenn es effizienter ist als die anderen Brennstoffe, so entsteht dennoch bei seiner Verbrennung Kohlendioxid aus zuvor im Erdboden fixiertem Kohlenstoff.
Außerdem sind die Gaslager allen Hoffnungen zum Trotz begrenzt – sie können das Ende der Brennstoffvorräte allenfalls hinauszögern. Viele Umwelt- und Klimaschützer fordern darum eine wirklich konsequente Energiewende: Weg von fossilen Brennstoffen wie Gas und Kohle, hin zu regenerativen Energiequellen wie Wind und Sonne.
Erneuerbare Alternativen zum Fracking-Gas
Fraglich ist jedoch, in wie weit sich das zu dieser Zeit umsetzen lässt. Umfragen zeigen zwar, dass die Mehrheit der Menschen regenerative Energien befürwortet. Gleichzeitig glauben aber auch viele Menschen, dass sich der komplette Energiebedarf damit in naher Zukunft noch nicht decken lässt. Ein Szenario der Umweltorganisation Greenpeace zeigt, wie sich auch mit erneuerbaren Energien die Energie-Rohstoffimporte der EU bis 2030 um 45 Prozent senken lassen. Gleichzeitig wäre der CO2-Ausstoß um etwa 55 Prozent niedriger.
Hoffnung gibt auch ein kürzlich aufgestellter deutscher Rekord: Stürmische Winde und sonniges Wetter haben im Mai 2014 dazu geführt, dass Deutschland fast drei Viertel seiner Energie aus regenerativen Quellen bezog – so viel wie noch nie zuvor. Hält diese Tendenz an, ist Fracking vielleicht bald ohnehin überflüssig.
Ansgar Kretschmer
Stand: 15.08.2014