Die MEMBRAIN-Forscher haben auch den Wirkungsgradverlust der Kraftwerke bei Membranabscheidung simuliert- ein entscheidendes Kriterium für die Bewertung des CO2-Abscheidungsprozesses. Die Berechnungen zeigen, dass mit Hilfe von Membranen über 90 Prozent des Kohlendioxids aus einem IGCC-Prozess abgetrennt werden können.
Wirkungsgrad sinkt
Das ist zwar schon sehr gut, doch leider gibt es einen Haken: Es kommt dabei insgesamt zu Wirkungsgradverlusten zwischen neun und zehn Prozent. Damit fiele der Wirkungsgrad auf den Technik-Stand der 1970-iger Jahre – das sind gewaltige Einbußen an Energie und Ressourcen. Denn für ein Kohlekraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 47 Prozent heißt das: Von 1.000 Megawatt thermischer Leistung aus der Kohle bleiben statt 470 Megawatt nur noch 370 Megawatt Strom. Gleichzeitig sinken allerdings die Emissionen von 700 Gramm auf nur noch 40 Gramm Kohlendioxid pro erzeugter Kilowattstunde.
Jedes verlorene Megawatt an Kraftwerksleistung bedeutet einen erhöhten Verbrauch der Ressource Kohle zur Deckung des Strombedarfs, was wiederum zu höheren Strompreisen führen würde. Doch selbst höchstentwickelte Technologien werden hinsichtlich der Reduktion des Wirkungsgradverlusts an physikalische Grenzen stoßen. Die Verluste infolge CO2-Abscheidung werden sich nicht auf „Null“ reduzieren lassen – realisierbar sind mit höchstem technischen Aufwand vielleicht 90, 80 oder auch 70 Megawatt.
Eine Frage der Prioritäten…
Ob diese Verluste für eine Reduktion von 700 Gramm auf 40 Gramm emittierten Kohlendioxids pro Kilowattstunde in Kauf genommen werden, ist nach Ansicht der Wissenschaftler letztlich eine politische Entscheidung. Die Forscher des MEMBRAIN-Projekts wollen in jedem Fall die technischen Grundlagen dafür schaffen, dass sich die Gesellschaft für saubere Kohlekraftwerke entscheiden kann.
Viktor Scherer, Johannes Franz / aus RUBIN (Ruhr-Universität Bochum)
Stand: 14.05.2010