Die Forscher des Max-Planck-Instituts haben die Tierparks gezielt so angelegt, dass ihre Versuchsteilnehmer mehr als eine Übungseinheit brauchen, um sich in dem Wirrwarr von Käfigen und Wegen zurechtzufinden. Drei Sitzungen gibt es pro Woche, und jedes Mal setzt der Proband den Parcours exakt an der Stelle fort, an der er beim letzten Termin nach Ablauf der Testzeit stehen geblieben ist.
„Er weiß also, dass er übermorgen weitermachen muss und denkt deshalb vermutlich auch zu Hause noch über das Labyrinth nach“, erläutert Martin Lövdén. „Davon versprechen wir uns einen zusätzlichen Trainingseffekt.“
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96 Menschen werden insgesamt an der Studie teilnehmen, die eine Hälfte sind Studenten zwischen 20 und 30 Jahren, die andere Senioren im Alter von 60 bis 70. Die Testpersonen müssen das Training 14 Wochen lang absolvieren, davor und danach fahren sie an die Universität Magdeburg zur Kernspintomografie. Mit diesem bildgebenden Verfahren wollen die Forscher herausfinden, wie sich spezielle Hirnareale als Reaktion auf das intensive Lernprogramm verändern – und ob diese Veränderungen bei Älteren anders aussehen als bei Jungen.
Das besondere Augenmerk der Wissenschaftler gilt dabei dem Hippocampus, der für Lernen und Gedächtnisbildung wichtigsten Region des menschlichen Denkorgans. Sämtliche neuen Informationen werden in diesem kleinen Bereich am unteren Rand der Hirnrinde verarbeitet. „Außerdem weiß man, dass der Hippocampus plastisch ist“, sagt Sabine Schäfer und gibt damit ein entscheidendes Stichwort.
Plastizität ermöglicht Anpassung
Der vom griechischen Wort plastokos – „zum Formen geeignet“ – abgeleitete Begriff Plastizität beschreibt eine Eigenschaft, die dem Gehirn lange Zeit gänzlich abgesprochen wurde: Wandlungsfähigkeit. Spätestens mit der Pubertät, so dachte man, sei die Entwicklung des Organs abgeschlossen und fortan würden Nervenzellen, wenn überhaupt, nur noch abgebaut.
Doch heute steht fest: Das erwachsene Gehirn verändert sich bis ins hohe Alter hinein ständig. Schon ein geringfügiger Wechsel der Lebensumstände kann plastische Umbauprozesse, wie das Sprossen neuer Nervenzellverbindungen, in Gang setzen.
„Die Plastizität ermöglicht es uns, unser Verhalten an die Umgebungsbedingungen anzupassen und neue Dinge zu lernen“, erklärt Lövdén. „Älteren Menschen fällt das zwar schwerer, grundsätzlich bleibt aber auch ihr Gehirn plastisch.“
Stand: 06.06.2007