Kalksteinhöhlen können nicht überall entstehen. Obwohl Kalkgesteine auf der Erde sehr weit verbreitet sind, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, damit sich Höhlen bilden können. Zusätzlich zu dem leicht löslichen Kalkgestein muss auch Wasser in ausreichender Menge vorhanden sein. Daher bilden sich Höhlen nur an solchen Orten, an denen Kalkstein relativ nah an der Erdoberfläche liegt und somit leicht mit Grund- beziehungsweise Sickerwasser in Berührung kommt.
In Deutschland beispielsweise kommen größere Höhlen im Sauerland und Harz sowie in den Malmkalken der Schwäbischen Alb vor. In Nordamerika gibt es große Vorkommen von Kalksteinhöhlen entlang der Appalachen, in den Bundesstaaten Tennessee, Kentucky, Ohio und Indiana sowie Missouri/Arkansas und in Texas.
Höhlen sind wohl die eindrucksvollsten, aber nicht die einzigen durch Kalksteinlösung hervorgerufenen Formen. Eine weitere Form, die durch die Auflösung von Kalkstein entsteht, ist die sogenannte Doline. Dolinen sind schüssel- oder trichterförmige Vertiefungen im Boden, die entstehen, wenn schon vorhandene Fugen und Klüfte durch Auflösung erweitert werden. Wenn das Dach einer Höhle durch die saure Kalklösung so dünn wird, dass es einstürzt, sackt das darüberliegende Material nach und es entsteht ein Einbruchstrichter oder Einsturzdoline. Diese Einbrüche geschehen manchmal so plötzlich und ohne Vorwarnung, dass Menschen oder Autos verschüttet werden.
Diese und weitere Formen, die an der Oberfläche von höhlenreichen Kalksteinformationen häufig vorkommen, sind charakteristisch für eine besondere Landschaftsform, die als Karst bezeichnet wird und oft eine spektakuläre Kulisse bietet. Genau genommen bezeichnet Karst Relief, Wasserhaushalt und Landschaftscharakter in Gebieten mit löslichen Gesteinen.
Benannt ist dieser Landschaftstyp nach einem 500 Meter hohen Plateau zwischen Triest, Vipava, Gorica und Postojna, dem slowenischen „Kras“, das reich an Höhlen, Dolinen und anderen Formationen unterschiedlicher Größe ist. Kennzeichnend für eine Karstlandschaft ist das Fehlen von kleinen und größeren Flüssen. Da dadurch eine normale Oberflächenentwässerung fehlt, versickert ein Großteil des Wassers im Boden und ermöglicht dadurch erst die Auflösung der Gesteine und damit die Höhlenbildung.
Kommen Flußläufe vor, so sind diese kurz und verschwinden oft in Dolinen. Geologen bezeichnen sie dann als Ponoren, die das Oberflächenwasser unterirdisch abführen. Erst in einiger Entfernung treten sie wieder als Karstquellen an die Oberfläche.
Der Karst spielt eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt der Landschaft. Die wasserführenden Schichten der Karstgebiete stellen große Wasservorräte dar. Wissenschaftler schätzen, dass ungefähr 25 Prozent der Weltbevölkerung entweder auf wasserführenden Karstschichten lebt oder ihr Wasser aus diesen Schichten bezieht. In den USA macht Karst 20 Prozent der gesamten Oberfläche aus und erstaunliche 40 Prozent des Trinkwassers der USA werden aus den wasserführenden Schichten der Karstgebiete gewonnen. Daraus wird die enorme ökologische Bedeutung der Karstgebiete ersichtlich.
In Mitteleuropa kommen Karstlandschaften vor allem im Bereich der Schwäbischen und der Fränkischen Alb vor, in Nordamerika erstrecken sich bedeutende Karstgebiete auf den Kalksteingebieten von Indiana, Kentucky und auf der Halbinsel Yukatan in Mexiko.
Stand: 05.08.2005