Angenommen, die USA oder auch Russland machen ihre Pläne wahr und richten im nächsten Jahrzehnt die ersten Mondstationen ein – wie könnten diese dann aussehen? Und welche Bedingungen erwarten die Astronauten auf unserem Erdtrabanten?
200 Grad Temperaturunterschied
Der Mond ist alles andere als ein gastlicher Ort. Es gibt keine Atmosphäre, die Oberfläche – und damit auch die Astronauten – sind der Strahlung aus dem All vollkommen ungeschützt ausgesetzt. Jeweils 14 Erdtage lang scheint die Sonne ungefiltert und unaufhörlich und heizt die Oberfläche bis auf 123 Grad Celsius auf. In den nächsten 14 Erdtagen dann herrscht Mondnacht mit Dauerdunkel und Temperaturen von eisigen minus 160 Grad.
Für die Apollo-Astronauten waren diese Bedingungen kein großes Problem, blieben sie doch nur wenige Stunden auf dem Erdtrabanten. Doch die Mond-Missionen der neuen Generation sind, nach einigen „Sortie“-Missionen alten Stils, auf längere Dauer angelegt. Astronauten sollen sowohl nach den Plänen der USA, als auch Russlands jeweils bis zu einem halben Jahr lang auf dem Mond leben und arbeiten. Ohne schützendes Habitat ist das jedoch unmöglich.
Aufblasbar, aber stabil
Frühe Ideen für Mondbasen gingen meist von unterirdischen Anlagen aus. Denn das von unzähligen Meteoriteneinschlägen zermahlene Mondgestein der Oberfläche, der Regolith, bietet nicht nur Schutz vor harter Strahlung, sondern auch vor den stark schwankenden Temperaturen. Andere Ansätze sahen die Umnutzung von ausgedienten Treibstofftanks vor oder eine Verbindung von mehreren Landemodulen.
Eine weitere, im Moment von der NASA favorisierte Lösung ist ein aufblasbares Habitat. „Um ein Pfund Material auf der Mondoberfläche zu landen, müssen wir zuvor 125 Pfund Hardware und Treibstoff von der Erde starten“, erklärt Paul Lockhart, Leiter des Constellation Systems Projects der NASA. „Daher müssen unsere Habitatkonzepte sowohl leicht als auch haltbar sein.“
„Hüpfburg“ mit kleinen Extras
Das Habitat sieht zwar aus wie eine aufblasbare Hüpfburg für Kinder, hat es aber in sich: Es ist geheizt, isoliert, erzeugt seinen eigenen Innendruck und liefert den Bewohnern Strom. Mit immerhin gut 35 Quadratmeter Fläche und einer Deckenhöhe von zweieinhalb Metern am höchsten Punkt bietet es auch mehreren Astronauten genügend Platz. Und es ist mobil: „Das Habitat kann mehrfach abgebaut und wieder aufgestellt werden, vier Crewmitglieder brauchen gerade mal ein paar Stunden dafür“, so Lockhart. „Damit erlaubt es die Erkundung auch über das ursprüngliche Landegebiet hinaus.“
Der Prototyp eines solchen Lunar Habitats testet die NASA zurzeit gemeinsam mit der National Science Foundation und der Herstellerfirma ILC Dover in der amerikanischen Antarktisstation McMurdo. „Das Testen des aufblasbaren Habitats an einem der harschesten, abgelegendsten Orte der Erde gibt uns die Gelegenheit zu sehen, wie es sich bei der Nutzung für die Monderkundung bewähren würde“, so der NASA-Wissenschaftler. Noch bis Februar 2009 wird der Langzeittest dauern, dann wird sich herausstellen, ob die „Hüpfburg“ für eine Reise zum Erdtrabanten geeignet ist.
Stand: 27.06.2008