Selbst wenn sich einige Meeresorganismen als echtes Superfood erweisen – es bleibt die Frage, wie man diese potenzielle Nahrung aus dem Meer nachhaltig züchten und gewinnen kann. Auch damit befassen sich bereits Forscher des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT). Ihr Ansatz: die integrierte Aquakultur (IMTA).
Kreislauf statt Monokultur
Die klassische Aquakultur zieht große Mengen derselben Fischart auf engem Raum auf – im Prinzip handelt es sich damit um eine Monokultur unter Wasser. Anders die integrierte Aquakultur. Sie kombiniert ganz unterschiedliche Zuchttiere und -pflanzen miteinander, deren Bedürfnisse und Lebensweisen sich gut ergänzen. Ähnlich wie in natürlichen Ökosystemen ist es das Ziel, diese Organismen, ihr Futter und ihre Ausscheidungen zu einem Kreislauf zu verbinden. Das soll verhindern, dass die Meeresumwelt belastet wird.
Erste Ideen für eine solche „Wohngemeinschaft“ gibt es bereits. So könnten beispielsweise die Futterreste und Ausscheidungen von Fischen oder Garnelen durch Muscheln aus dem Wasser gefiltert werden. In Testanlagen für die integrierte Aquakultur werden Muscheln und auch Algen dafür an Leinen gezüchtet, die in unmittelbarer Nähe zu Fischkäfigen im Wasser hängen. Was dann trotzdem auf den Meeresgrund absinkt, wird dann von den ebenfalls in dieser Aquakultur gezüchteten Seegurken gefressen. Algen wie der „Grüne Kaviar“ könnten von den gelösten Nährstoffen profitieren, die die Tiere übriglassen oder freisetzen.
Abgeleitet aus traditionellen Methoden
Die Idee für solche Kombinationszuchten ist dabei keineswegs neu: In Südostasen gibt es schon seit hunderten von Jahren ähnliche Kultivierungsformen. So werden beispielsweise überflutete Reisfelder zur Fischzucht genutzt. Dabei dient der Fischkot als Dünger für die Reispflanzen. In anderen Gegenden werden Fischteiche quasi als Kellergeschoss unter Geflügelkäfigen oder Schweineställen angelegt.
Die integrierte Aquakultur ist quasi eine moderne, noch umweltverträglichere und tiergerechtere Variante solcher traditionellen Methoden. Die Forscher um Holger Kühnhold untersuchen, dabei vor allem, welche Tiere und Pflanzen besonders günstige Kandidaten für eine solche Wohngemeinschaft wären und wo die besten Synergieeffekte zu erzielen.