Längst kreisen in der Erdumlaufbahn nicht mehr nur Satelliten, die Vegetation, Topografie, Ozeane oder die Atmosphäre beobachten. Immer häufiger liefern die Augen aus dem All auch Echtzeit-Daten zum Schiffsverkehr, helfen Rettungsteams durch hochaufgelöste Bilder bei Naturkatastrophen oder spüren Umweltsünden auf. Das Europäische Relaissystem soll diese Anwendungen künftig schneller und verlässlicher machen.
Sentinels als erste „Kunden“
Die ersten Satelliten, die EDRS-Dienste nutzen werden, sind die Sentinels des Copernicus-Programms der EU. Diese Erdbeobachtungssatelliten fliegen immer paarweise und tragen unter anderem verschiedenen Radarinstrumente, Spektrometer sowie Messgeräte zur Überwachung der Atmosphäre an Bord. Sie können damit sowohl Veränderungen an Land beobachten als auch die Ozeane und Luft überwachen.
Wenn alle Sentinel-Satelliten im Orbit sind, werden sie täglich bis zu sechs Terabyte an Daten sammeln und zur Erde übertragen. Das entspricht mehreren Milliarden Seiten Text alle 24 Stunden. Ohne die Laser-Relais wären diese Datenmengen in den begrenzten Zeitfenstern des direkten Sentinel-Bodenkontakts kaum zu transportieren.
Grenzsicherung und Drohnen
Diese Daten dienen allerdings nicht nur rein wissenschaftlichen Zwecken. Auch Militär und Sicherheitsbehörden profitieren vom neue Laser-Relais im All. Denn die Sentinel-Satelliten des Copernicus-Programms überwachen auch die südlichen und östlichen EU-Außengrenzen für die EU-Grenzagentur Frontex. Sie liefern damit Informationen darüber, wo beispielsweise besonders viele Flüchtlinge unterwegs sind.
Umstritten ist auch der Einsatz der Laser-Relais, um dem Militär die Kontrolle und Überwachung von ferngesteuerten Drohnen zu erleichtern. Gerade ESA-Vertragspartner Airbus sieht hier eine vielversprechende Anwendung. „Die Weltraum-Datenautobahn wird die Satelliten- und Drohnen-Kommunikation revolutionieren“, erklärte Airbus-Pressesprecher Evert Dudok anlässlich des EDSR-A-Starts.
Schiffsverkehr und Katastrophenschutz
Sowohl militärisch als auch zivil ist der Einsatz des Laser-Systems zur Überwachung der Meere und des Schiffsverkehrs. Denn dank der Weiterleitung von Satellitendaten mit EDRS lassen sich künftig Schiffe nahezu in Echtzeit verfolgen – das ist für Reedereien ein großer Vorteil, die so ihre Fracht im Auge behalten können. Im Falle einer Schiffskatastrophe lässt sich so zudem die Position und der Zustand der Schiffe schnell feststellen.
{3l}
Hilfsorganisationen und der Katastrophenschutz sollen künftig ebenfalls von EDRS profitieren. Denn mit der Zunahme von klimabedingten Naturkatastrophen, humanitären Notsituationen und zivilen Gefahrenlagen steigt auch der Bedarf an zeitnaher und flächendeckender Information. Die von Sentinels oder anderen Erdbeobachtungssatelliten erstellten Aufnahmen beispielsweise bei einem Hochwasser sollen künftig von Laser-Relais‘ übermittelt und im Rahmen des DLR-Projekts DeSecure gezielt und schnell ausgewertet und für die Notfallkartierung zur Verfügung gestellt werden.
Nutzen auch für die ISS
Nutznießer der orbitalen Laser-Datenbautobahn sind aber auch die Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation ISS. Denn das EDRS-System erweitert ab 2018 die Datenmenge, die von der Station im niedrigen Erdorbit zu den Bodenstationen gesendet werden kann. Dadurch werden beispielsweise mehr Live-Videos aus dem Orbit möglich, aber es können auch mehr Experimentdaten ausgetauscht werden. Zudem soll die Verbindung dafür genutzt werden, um Kommandos an die Systeme der Station zu senden.
Nadja Podbregar
Stand: 12.02.2016