Noch rätseln die Wissenschaftler darüber, wie die Dynamik des hoch komplexen Spindelapparats – einer wahren Präzisionsmaschine – im Einzelnen gesteuert wird. „Wahrscheinlich spielen dabei verschiedenste Interaktionen zwischen den Mikrotubuli, Aktinfilamenten und klassischen Motorproteinen eine Rolle”, sagt Howard.
Seine Arbeitsgruppe konnte beispielsweise nachweisen, dass sich Zellen nicht genau in der Mitte, sondern asymmetrisch teilen, wenn die mit den Mikrotubuli generierten Zugkräfte auf der einen Seite des Spindelapparats größer sind als auf der anderen und dadurch die Mitosespindel in eine exzentrische Position verlagert wird. Dieser Mechanismus, der Zellen unterschiedlicher Größe produziert, könnte für die Gewebe- und Organentwicklung während der Embryonalphase von entscheidender Bedeutung sein.
Unterdessen denken Howard und seine Kollegen bereits weiter. Denn wenn, so die Überlegung, molekulare Motoren in den Zellen derart präzise arbeiten, dann könnte man sie möglicherweise auch für miniaturisierte Herstellungsprozesse technisch nutzen. Beispielsweise ließen sich DNA-Stücke an Motormoleküle koppeln, um die Strom leitenden Gen-Schnipsel zu miniaturisierten Drähten zusammenzubauen. Dereinst könnten sogar ganze Nano-Fabriken mithilfe der Zellmaschinchen betrieben werden, spekuliert Howard. Wenn auch solche molekularen Produktionsstraßen derzeit noch Zukunftsmusik bleiben – unvorstellbar ist es nicht, dass die Motoren des Lebendigen eines Tages die Welt der Technik erobern.
Stand: 23.10.2004