Der enge Kontakt ist unvermeidbar, doch das Zusammentreffen voller Konflikte: Wo Plasma und die Wand der Fusionskammer aneinandergrenzen, kann es zu Zwischenfällen kommen, die letztlich beide vernichten. Zwar halten die Gitterstäbe des Magnetfelds das Plasma in Schach, aber „ausbruchssicher“ ist dieses Plasmagefängnis nicht, eine äußere Begrenzung aus fester Materie daher unabdingbar. Bei Plasmatemperaturen von mehr als 100 Millionen Grad scheint es fast ausgeschlossen, dass Material, das mit ihm in Berührung kommt, nicht augenblicklich verdampft oder zerstäubt. Doch dem ist nicht so. Der Grund: Plasma ist zwar fast unvorstellbar heiß, aber gleichzeitig auch extrem dünn. Seine Dichte ist millionenfach geringer als die der Luft.
Kommt ein Werkstoff in Kontakt mit dem Plasma, „spürt“ er zwar die hohe Energie der schnell aufprallenden Teilchen, doch er wird immer nur von wenigen Partikeln getroffen. Entscheidend für die Widerstandskraft eines Materials ist daher immer die Kombination von Teilchendichte und Plasmatemperatur – der sogenannte Wärmefluss. An der Brennkammerwand eines Fusionsreaktors treten etwa zehnmal höhere Wärmeflüsse auf, als an den Kernbrennstäben eines Atomkraftwerks. „Könnte man die Wärmeabstrahlung einer Herdplatte auf die Fläche einer Ein-Pfennig-Münze konzentrieren, entspräche dies einem Wärmefluss, wie er auch in Fusionsanlagen vorkommt.“, erläutert Jochen Linke vom Institut für Werkstoffe und Verfahren der Energietechnik in Jülich.
Neben dem hohen Wärmefluss müssen die Wandmaterialien auch einem ständigen Neutronenbeschuss standhalten. Im Gegensatz zu den geladenen Teilchen des Plasma können die bei der Fusion entstehenden Neutronen den Magnetkäfig verlassen und tief in die Brennkammerwand eindringen. Da sie einen Großteil der Fusionsenergie mit sich tragen, sind die Folgen entsprechend. Für die Brennkammerwand müssen daher besonders widerstandsfähige Wandelemente gefunden werden.
Doch genau dies bereitet den Fusionsforschern noch Probleme: Alle irdischen Werkstoffe, die die Wissenschaftler bisher weltweit in Fusionsanlagen einsetzen, verändern sich durch das hochenergetische Plasma. Einige geben nur wenige Atome von ihrer Oberfläche her, bei anderen Materialien blättern schon nach kurzem Kontakt die obersten Schichten ab oder werden porös.