Wie ein Tiergehege im Miniformat kommt einem das Gewimmel auf dem Objektträger oft vor. Denn nicht weniger interessant als das Phytoplankton sind die Kleinsttiere, die sich in den Wassertropfen unter dem Mikroskop tummeln. Neben diversen Würmern sind am häufigsten wohl Wimpertierchen, Rädertiere und Wasserflöhe anzutreffen.
Ciliaten – Wimpertierchen
Ihren Namen verdanken sie dem Wimperkleid, das die gesamte Zelle umgeben kann. Bei manchen Arten sind davon nur noch ein paar wenige vorhanden, die zu Borsten verdickt sind. Die Wimpern dienen der Fortbewegung, aber auch der Nahrungsaufnahme. Wie eine Galeere mit winzigen Rudern gleitet das Pantoffeltierchen Paramecium mit unglaublicher Geschwindigkeit durchs Wasser. Dabei laufen Wellenmuster über den Körper, weil jede einzelne Cilie zeitlich verschoben auf ihre benachbarte reagiert. Man muss die Probe unter dem Mikroskop schon mit einem Verdickungsmittel versetzen, um die Fortbewegung in Zeitlupe genau studieren zu können. Dann erkennt man, dass es während des Schwimmens um seine eigene Achse rotiert und dabei kleine Nahrungspartikel aufnimmt. Wenn es auf ein Hindernis stößt, hält es an und ändert seinen Wimpernschlag, so dass es nun rückwärts schwimmt. Dann macht es einen Bogen und bewegt sich auf einem anderen Kurs wieder vorwärts.
Wimpertiere leben räuberisch von so ziemlich allem, was ihnen in den Weg kommt. Das können Bakterien, Flagellaten, Algen, Rädertiere und sogar andere Wimpertierchen sein. Erstaunlich weit entwickelt ist bei den Wimpertierchen bereits das Verdauungssystem. Aufgenommene Nahrungsteilchen werden in Vakuolen zwischengelagert und dort von Verdauungssäften zersetzt. Lebendige Beute wird in diesen Vakuolen zunächst getötet und dann mithilfe von ähnlichen Enzymen in ihre Bestandteile zerlegt, wie sie auch im Magen- und Darmtrakt von höheren Tieren und beim Menschen zu finden sind. Die gelösten Bestandteile nimmt die Zelle dann auf, unverdautes Material wird aus dem Zellleib ausgestoßen.
Als Wegelagerer ist die Gruppe der so genannten Sauginfusorien berüchtigt. Anstelle von Wimpern besitzen sie Saugtentakel, mit denen sie ihre Beute festhalten können. Die Tentakel enden in kugeligen Knöpfchen, an denen die Beutetiere kleben bleiben, sobald sie damit in Berührung kommen. Durch Fluchtbewegungen gerät das Beutetier, in der Regel andere Wimpertiere, mit weiteren Tentakeln in Berührung. Über die Kontaktstellen ergießt der Räuber saure Sekrete und Stoffe, die den Wimperschlag der Beute lähmen, in das Innere des Opfers. Der Räuber saugt dann das gesamte Opfer aus, so dass von dem nur noch eine zerknitterte Hülle übrig bleibt…
Rädertiere
Aufgrund ihrer Transparenz gehören Rädertiere zu den faszinierendsten Beobachtungsobjekten unter dem Mikroskop. Bei genauem Hinsehen erkennt man, wie die inneren Organe pulsieren. Rädertiere sind nämlich trotz ihrer geringen Größe erstaunlich weit entwickelt. Schon bei geringer Vergrößerung kann man bei den schlauchartigen Würmern eine deutliche Einteilung in Kopf, Rumpf und Fuß unterscheiden. Sie besitzen eine Speiseröhre und einen Kaumagen, in dem aufgenommene Nahrungspartikel zunächst zerkleinert werden, bevor sie in den eigentlichen Magen kommen. Nach der Verdauung werden nicht verwertbare Teilchen über den Darm ausgeschieden.
Ihren Namen verdanken sie dem so genannten Räderorgan am Kopf, das hauptsächlich dazu dient Nahrungspartikel mithilfe von Cilien herbeizustrudeln, aber auch zur Fortbewegung beiträgt.
Rädertiere leben überwiegend im Süßwasser. Manche unter ihnen machen es sich dabei sehr bequem und haften sich mit dem Fuß irgendwo fest, um dann in aller Ruhe Nahrung herbeizustrudeln. Rädertiere sind Allesfresser, einige leben sogar vom Kannibalismus. Die meisten Arten ernähren sich von zerfallendem organischen Material sowie Algen und Phytoplankton.
Stand: 15.04.2005