Regionen

… zu radikalem Islam und Burka

Das Terrorregime der Taliban

1988 schließlich schlossen die afghanische Regierung, die Sowjetunion, die USA und Pakistan einen Friedensvertrag. Doch nachdem die sowjetischen Truppen 1989 abgezogen waren, versank Afghanistan in Anarchie. Jetzt gewannen die Warlords, die Kommandeure der Mudschaheddin an Macht.

Talibankämpfer © The Jamestown Foundation

Das Ende der Kommunisten

Als die USA und die Sowjetunion, die bis dahin immer noch Widerstandsgruppen und Regierungstruppen unterstützt hatten, sich darauf einigten, jede weitere Hilfe einzustellen, brach das kommunistische Regime 1992 endgültig zusammen.

Das, was bisher keine Rolle gespielt hatte, die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, wurde nun zur Legitimation für die Warlords. Sie verstanden sich zunehmend als Vertreter von Tadschiken oder Hazaran, oder der Usbeken wie Kriegsherr Abdul Raschid Dostum, der bis Februar 2008 in der neuen demokratisch gewählten Regierung als afghanischer Stabschef fungierte.

Die Gründung der Taliban

Nur die Paschtunen hatten keine Vertretung ihrer Interessen. Das änderte sich mit der Gründung der Taliban im Jahr 1993 in Pakistan. „Talib“ ist der arabische Begriff für den Schüler einer Koranschule, einer Medresse, der hier zu einem Geistlichen ausgebildet wird. In den pakistanischen Medressen nahm die Bewegung der Taliban ihren Anfang, hier formierten sie sich als radikal-islamische Gruppe.

1994 traten die Taliban erstmals in Afghanistan in Erscheinung und versprachen eine Verbesserung der chaotischen Sicherheitslage und dauerhaften Frieden. Sie propagierten einen Islam mit „paschtunischem Gesicht“, der von den Werten der ländlichen Stammesgesellschaft geprägt war, wie es Afghanistan-Experte Conrad Schetter ausdrückt,.

Zunächst breiteten die Taliban sich im Süden Afghanistan aus. Als sie 1996 Kabul einnahmen, bildete sich die Nordallianz, ein Zusammenschluss verschiedener Mudschaheddin-Gruppen, die sich gegen die Taliban formierten.

Osama Bin Laden, Auslöser für die US-Invasion 2001 © The Jamestown Foundation

Das Regime der Taliban

Das Taliban-Regime in Afghanistan nahm den Afghanen, die nach den 15 Kriegsjahren noch im Lande waren, jegliche von ihrer Interpretation des Islam losgelöste Freiheit. Statt Miniröcke zu tragen, mussten die Frauen sich auf der Straße nun mit der Burka, dem Ganzkörperschleier, verhüllen. Es waren ihnen untersagt zu arbeiten. Medizinisch durften Frauen nur von Frauen behandelt werden. Da aber ein Arbeitsverbot für Frauen galt, waren Frauen quasi von medizinischer Versorgung ausgeschlossen. Sie durften keine klappernden Absatzschuhe tragen, nicht Fahrrad oder Motorrad fahren, keinen Sport treiben, keine Schulen und Universitäten besuchen.

Auch für Männer gab es Ver- und Gebote. Sie mussten islamische Gewänder tragen und einen Turban, mussten sich einen Vollbart stehen lassen. Falls der Bart zu kurz war, drohten Prügelstrafen. Männer hatten dafür zu sorgen, dass kein weibliches Familienmitglied den Blicken Fremder ausgesetzt war, weder auf der Straße noch zu Hause.

Es durfte nicht verhütet oder abgetrieben werden, Kameras, Fernsehen, Internet und weltliche Musik waren verboten. Die Strafen waren barbarisch: öffentliche Steinigungen und Erschießungen, das Abhacken von Gliedmaßen und Körperteilen, Prügelstrafen.

Offiziell war der Anbau von Opium verboten. Praktisch jedoch entwickelte sich Afghanistan während der Zeit der Taliban zum wichtigsten Opium-Produzenten der Welt, denn der Verkauf des Roh-Opiums war, neben Finanzhilfen sympathisierender Länder wie Pakistan und Saudi-Arabien, nahezu die einzige Geldquelle für Afghanistan.

Die Intervention der USA und das Ende der Taliban

In Afghanistan fanden auch andere militante islamistische Organisationen Unterschlupf, so wie Al-Qaida und der Saudi Osama Bin Laden.

Mit den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 änderte sich die Situation in Afghanistan. Denn die USA forderten die Taliban auf, Bin Laden, den Drahtzieher der Anschläge, auszuliefern. Die Taliban weigerten sich.

Nicht einmal einen Monat nach den Anschlägen auf das World Trade Center griffen die USA die Taliban in Afghanistan an und bekämpften sie gemeinsam mit der Nordallianz. Noch vor Ende des Jahres hatten die Taliban ihre wichtigsten Machtzentren, Kabul, Kandahar, Kunduz, verloren und zogen sich in die Grenzregion zu Pakistan zurück.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. 11
  24. |
  25. 12
  26. |
  27. weiter


Stand: 25.07.2008

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Afghanistan
Krise ohne Ende?

Im Tal der Ex-Mudschaheddin
„Wir wollen unser Land aufbauen“

Entwicklungshilfe mit der Angst im Nacken ....
Die Arbeit deutscher Entwicklungshelfer Teil 1

... doch ohne Vertrauen kein Fortschritt
Die Arbeit deutscher Entwicklungshelfer – Teil 2

Soldaten für den Wiederaufbau
Die Bundeswehr in Afghanistan

Archäologie im Krisengebiet
Verborgene und verlorene Schätze

Machtloser Staat
Warum Afghanistan nicht funktioniert

Wenn der Schlafmohn blüht
Afghanistans Reichtum und Achillesferse

Paschtunen, Tadschiken, Nuristani
Wer sind die Afghanen?

Kolonialisten auf dem Durchmarsch
Als Pufferzone zwischen Großmächten

Von moderaten Königen und Minirock ....
Die frühen Jahre des jungen Staates

... zu radikalem Islam und Burka
Das Terrorregime der Taliban

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Die Taiga - Vom Naturparadies zum Krisengebiet?