1994 traten die Taliban erstmals in Afghanistan in Erscheinung und versprachen eine Verbesserung der chaotischen Sicherheitslage und dauerhaften Frieden. Sie propagierten einen Islam mit „paschtunischem Gesicht“, der von den Werten der ländlichen Stammesgesellschaft geprägt war, wie es Afghanistan-Experte Conrad Schetter ausdrückt,.
Zunächst breiteten die Taliban sich im Süden Afghanistan aus. Als sie 1996 Kabul einnahmen, bildete sich die Nordallianz, ein Zusammenschluss verschiedener Mudschaheddin-Gruppen, die sich gegen die Taliban formierten.

Osama Bin Laden, Auslöser für die US-Invasion 2001 © The Jamestown Foundation
Das Regime der Taliban
Das Taliban-Regime in Afghanistan nahm den Afghanen, die nach den 15 Kriegsjahren noch im Lande waren, jegliche von ihrer Interpretation des Islam losgelöste Freiheit. Statt Miniröcke zu tragen, mussten die Frauen sich auf der Straße nun mit der Burka, dem Ganzkörperschleier, verhüllen. Es waren ihnen untersagt zu arbeiten. Medizinisch durften Frauen nur von Frauen behandelt werden. Da aber ein Arbeitsverbot für Frauen galt, waren Frauen quasi von medizinischer Versorgung ausgeschlossen. Sie durften keine klappernden Absatzschuhe tragen, nicht Fahrrad oder Motorrad fahren, keinen Sport treiben, keine Schulen und Universitäten besuchen.
Auch für Männer gab es Ver- und Gebote. Sie mussten islamische Gewänder tragen und einen Turban, mussten sich einen Vollbart stehen lassen. Falls der Bart zu kurz war, drohten Prügelstrafen. Männer hatten dafür zu sorgen, dass kein weibliches Familienmitglied den Blicken Fremder ausgesetzt war, weder auf der Straße noch zu Hause.
Es durfte nicht verhütet oder abgetrieben werden, Kameras, Fernsehen, Internet und weltliche Musik waren verboten. Die Strafen waren barbarisch: öffentliche Steinigungen und Erschießungen, das Abhacken von Gliedmaßen und Körperteilen, Prügelstrafen.
Offiziell war der Anbau von Opium verboten. Praktisch jedoch entwickelte sich Afghanistan während der Zeit der Taliban zum wichtigsten Opium-Produzenten der Welt, denn der Verkauf des Roh-Opiums war, neben Finanzhilfen sympathisierender Länder wie Pakistan und Saudi-Arabien, nahezu die einzige Geldquelle für Afghanistan.
Die Intervention der USA und das Ende der Taliban
In Afghanistan fanden auch andere militante islamistische Organisationen Unterschlupf, so wie Al-Qaida und der Saudi Osama Bin Laden.
Mit den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 änderte sich die Situation in Afghanistan. Denn die USA forderten die Taliban auf, Bin Laden, den Drahtzieher der Anschläge, auszuliefern. Die Taliban weigerten sich.
Nicht einmal einen Monat nach den Anschlägen auf das World Trade Center griffen die USA die Taliban in Afghanistan an und bekämpften sie gemeinsam mit der Nordallianz. Noch vor Ende des Jahres hatten die Taliban ihre wichtigsten Machtzentren, Kabul, Kandahar, Kunduz, verloren und zogen sich in die Grenzregion zu Pakistan zurück.
Stand: 25.07.2008
25. Juli 2008