Die allgemeine soziale Segregation und die schichtenspezifische Ghettobildung, verursacht ähnlich wie in Los Angeles, einerseits die Slums, andererseits die verschanzten Wohnviertel der Mittel- und Oberschicht mit ihren Hochsicherheitstracks hinter hohen Mauern. Diese rigorose Abschottung gegen die vorherrschende Armut mit all ihren Begleiterscheinungen ist für die Paulistas normal. Seit ungefähr 1985 ist bei den Wohlhabenden eine gesteigerte Aufgabe ihrer Villen und ein vermehrter Rückzug in Luxusappartements, die nicht selten eine Größe von über 500 Quadratmetern haben, zu verzeichnen. Diese Anlagen, die meistens aus mehreren Luxushochhäusern, einer Shopping-Mall, hochrangigen Dienstleistern und einem kleinen Park bestehen, sind durch hohe Mauern und bewaffnete Sicherheitsdienste, an denen die Bewohner nur mit ihrer persönlichen Code-Nummer vorbeikommen, von der Außenwelt abgeschirmt.
Diese Marginalisierung der Sozialschwachen und die riesigen Ungleichheiten zwischen den einzelnen sozialen Schichten führt natürlich zu einem enormen Konfliktpotential. Durch Überfälle und Diebstähle ist der Alltag der Paulistas inzwischen zu großen Teilen militarisiert worden. So genannte Todesschwadronen ziehen durch Sao Paulo und üben Selbstjustiz. Aktionen gegen die unzähligen Straßenkinder und Bettler enden nicht selten tödlich und durch den Drogenhandel ist ein noch härteres, kriminelles Umfeld entstanden. Die „normale“ monatliche Mordrate liegt in Sao Paulo bei ungefähr 700 Personen. An den Wochenenden sind circa 55 Morde „üblich“.
Stand: 19.05.2001