Die im Salz eingelagerten Körper sind zwar etwas geschrumpft, aber es sind alle Organe erhalten. „Es ist quasi so, als wären sie gestern verstorben“, erklärt Stöllner. Anhand von dreidimensionalen tomografischen Scans aus einem Krankenhaus in Teheran rekonstruierten Forscher aus Zürich im Rahmen des Projekts das Innere der Körper. Die Bilder zeigen zum Beispiel Brüche in Schädel und Thorax des jungen Arbeiters und seine aufgeplatzten inneren Organe.
„Gastarbeiter“ aus Zentralasien
Über den im Bergwerk verstorbenen Jungen hat das Projektteam mittlerweile noch mehr herausbekommen. Die Wissenschaftler haben zusammen mit der Universität Oxford seine Herkunft mittels Isotopenanalysen untersucht. Isotope sind unterschiedlich schwere Formen eines chemischen Elements, bei denen die Anzahl von Neutronen im Atomkern variiert.
Bestimmte Sauerstoff- und Stickstoffisotope gelangen über Boden und Luft in Pflanzen und Tiere und werden in ihren Geweben gespeichert. Wenn sie dann als Nahrung von einem Menschen verzehrt werden, nimmt er diese Isotope in sich auf. In seinen Überresten können sie dann Hinweise auf die Ernährung und auch die Herkunft dieser Person liefern.
Im Fall des Jungen lieferten die Isotope Hinweise auf eine Herkunft in Zentralasien. „Wir wissen, dass es ein gut genährter junger Mann war, der vermutlich aus Zentralasien oder vom Kaspischen Meer kam“, erklärt Stöllner. Überraschend sei es nicht, dass Fremde in der Mine tätig waren, sagt er. „Das Achämenidenreich war riesengroß. Aus schriftlichen Quellen wissen wir, dass es Beziehungen in alle Reichsteile und eine hohe Mobilität gab – so wie in der EU heute auch“, erklärt der Archäologe.
Drei Unglücke im Bergwerk
Das Unglück, das den Jungen tötete, war aber nicht das einzige, das sich im Bergwerk Douzlākh ereignete. Mindestens drei Verbrüche muss es in den Minen gegeben haben, wie die Ausgrabungen enthüllten. Das zweite Unglück ereignete sich um 300 nach Christus, ein weiteres im 5. bis 6. Jahrhundert nach Christus.
Datiert haben die Forscherinnen und Forscher dies unter anderem mit der Radiokarbonmethode. Sie beruht auf dem instabilen Kohlenstoffisotop 14C, das in abgestorbenem Material kontinuierlich zerfällt. Grob gesagt kann die Menge an vorhandenem 14C daher etwas über das Alter einer Mumie oder auch eines Holzgegenstandes sagen.
Julia Weiler/ RUBIN, Ruhr-Universität Bochum
Stand: 30.11.2018