Alle Fäden im Reich der spätnomadischen Mongolen liefen in Karakorum zusammen. Diese Stadt lag im Orchon-Tal im Herzen der Mongolei und damit mitten im „Ötükän-Gebiet“, dem gesegneten Land der alttürkischen Überlieferung, umrahmt von einem heiligen Hain und dem Berg Qut im Hanggai-Gebirge.
Die Wahl dieses Ortes war kein Zufall, denn nicht nur die Uiguren und Mongolen unter der Herrschaft Dschingis Khans, sondern auch weitere steppennomadische Stammesverbände wie die Xiongnu nutzten das Tal für die Gründung ihrer Reichszentren. Es war damals das kosmologisch-politische Zentrum ihrer Welt.
Wächter der Seidenstraße
Die Metropole lag strategisch günstig unweit der wichtigen Transkontinentalrouten der Seidenstraßen, über die täglich neue Waren, Botschaften, Ideen, Innovationen von Ost nach West, von Nord nach Süd hin- und herwanderten. Die Mongolen festigten diese jahrtausendealten Handelswege und förderten Handwerk und Künste, den globalen Handels- und Kulturaustausch.
Im Gepäck der Händler und Kaufleute war beispielsweise der Buddhismus aus Indien über die Seidenstraßen nach Mittelasien und China gereist, Christentum und Islam aus dem Westen. Die religiösen Kulte und Gebräuche der Untertanen waren dabei keinerlei Beschränkungen unterworfen, Religion war – ganz modern – Privatsache. Ausschlaggebend war einzig die Loyalität gegenüber dem Khan und der von ihm erlassenen Verfassung.
Für den Schutz der Reisenden und ihres Reiches sorgten die Mongolen durch zahlreiche Militärstationen. Hier trug die Militärreform Dschingis Khans zivile Früchte: Vertreter aller Völker, unterschiedslos ihrer Herkunft und Religion in Zehner-, Hunderter- und Tausenderschaften organisiert, sicherten Städte und Wege, Land und Leute.
Deutsches Archäologisches Institut
Stand: 13.11.2015