Mais, Kartoffeln, Tabak, Orangen, Wein oder Tee – auf den Azoren gibt es die einzigen Teeplantagen Westeuropas – gedeihen gut in dem milden und niederschlagsreichen Klima auf den Inseln und liefern ihren Beitrag zum azoreanischen Bruttosozialprodukt. Trotzdem liegt das Pro-Kopf-Einkommen auf den Azoren noch etwa um ein knappes Drittel niedriger als auf dem portugiesischen Festland.
Erstaunlich gering ist dagegen die Bedeutung der Fischerei. Nur rund ein Sechstel der von der EU erlaubten Fangquoten in der vielleicht fischreichsten Region der Weltmeere werden zurzeit ausgeschöpft. Der an Land gebrachte Fisch dient zudem weniger dem Export sondern eher zur Selbstversorgung der Bevölkerung.
Doch die azoreanische Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Seit dem Beitritt Portugals zur EU 1986 hat der Dienstleistungssektor enorm an Bedeutung gewonnen. Fast jeder zweite verdient derzeit in den dazugehörigen Branchen seinen Lebensunterhalt.
Mithilfe der EU-Fördergelder haben die Azoren zudem nach und nach ein neues Aussehen erhalten. Fließendes Wasser, Kanalisation und Telekommunikation gehören anders als noch vor wenigen Jahren zur Normalität. Zum Zentrum des Aufschwungs hat sich die mit 65.000 Einwohnern größte Stadt der Azoren Ponta Delgado auf Sao Miguel entwickelt. Hier schießen Bauprojekte wie Pilze aus dem Boden.
Eine eigene Universität, weiterführende Schulen und ein erstes Internet-Cafe verbessern das Bildungsniveau der Insulaner und machen aus den „Dummköpfen“ von früher – wie sie von den Festland-Portugiesen genannt wurden – informierte Menschen. Bisher sind es vor allem die Jugendlichen und die Stadtbewohner, die von der neuen Situation profitieren. Bei Erwachsenen über 25 Jahren liegt die Analphabetenrate noch immer fast bei 30 Prozent.
Auf dem Land und auf den kleineren Inseln wie Corvo ist von dem neuen Gesicht der Azoren noch nicht viel zu spüren. Routine, Tradition und eine außergewöhnliche Gelassenheit bestimmen hier den Lebensrhythmus der Menschen. In Sprache, Baudenkmälern, Kunst und Musik ist dabei überall das portugiesische Erbe zu spüren.
Stand: 02.05.2003