Der Süden Brasiliens durchlebt gerade die schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Mindestens 83 Menschen starben, über 100 werden noch vermisst. Hunderttausende Menschen sind seit Tagen ohne Strom, tausende Gebäude sowie viele Straßen und Brücken wurden zerstört.
Schwere Regenfälle haben im südlichsten Bundesstaat Brasiliens, Rio Grande do Sul, zu verheerenden Überschwemmungen geführt. Innerhalb der letzten zehn Tage kamen dort so viel Niederschläge vom Himmel wie sonst in drei Monaten.
Das ganz Ausmaß der Katastrophe verdeutlicht auch die Anzahl der Opfer: Insgesamt 850.000 der 11,8 Millionen Einwohner der Bundesstaates Rio Grande do Sul in 345 Gemeinden waren unmittelbar betroffen, 121.000 mussten ihre Wohnungen verlassen. Nach Angaben der brasilianischen Zivilschutzbehörde kamen bislang mindesten 83 Menschen direkt oder indirekt durch die Wassermassen ums Leben, 111 weitere Personen werden aktuell noch vermisst.
Auch die Infrastruktur der Region wurde schwer getroffen: Etwa 420.000 Häuser sind nach Angaben der Versorgungsbetriebe derzeit ohne Strom, mehr als eine Million Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Kritisch ist die Lage auch in der Regionalhauptstadt Porto Alegre. Weite Teile sind völlig überflutet, auch die Straßen der City sind weiträumig überschwemmt. Der durch die Stadt fließende Guaiba erreichte nach Behördenangaben einen neuen Höchststand von über fünf Metern und lag damit fast einen halben Meter über seinem bisherigen Rekordwert von 4,7 Metern aus dem Jahr 1941. Vier der sechs städtischen Trinkwasser-Pumpstationen stehen unter Wasser, was die Wasserversorgung in vielen Vierteln bis auf weiteres unmöglich macht. Aktuell werden betroffene Stadtteile per Tankwagen beliefert.
Ebenfalls kritisch sieht die Situation an mehreren Staudämmen in der Region aus: Bereits am Donnerstag war der Damm eines Wasserkraftwerks am Rio das Antes teilweise gebrochen, was eine zwei Meter hohe Flutwelle auslöste, die flussabwärts schwere Schäden anrichtete. Nach Angaben der lokalen Behörden sind außerdem zwei weitere Dämme beschädigt worden, mit Dammbrüchen müsse dort jederzeit gerechnet werden. Für fünf weitere Dämme wurde der Alarmzustand ausgerufen.
Das Instituto Nacional de Meteorologia, Brasiliens nationale Meteorologiebehörde, erklärte die aktuelle Zunahme schwerer Starkregenereignisse in Brasilien mit dem Klimaphänomen El Niño. Dessen Auswirkungen seien durch eine seltene Kombination von übrdurchscnittlichen hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit und starken Winden noch verschärft worden.
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