Ökologie

Amerika sucht den Super-Fressfeind

Natürliche Gegenspieler schädlicher Zikaden im Test

Gepunktete Laternenträgerzikade mit Fressfeind
Die Gepunktete Laternenträgerzikade ist in den USA ein bedeutender landwirtschaftlicher Schädling. © Penn State /CC-by-nc-nd 4.0

Oh nein, der graue Käfer hat die schöne Zikade mit den gepunkteten Flügeln getötet! Tatsächlich ist die Zikade in dieser Szene der wahre Bösewicht. Seit rund zehn Jahren breitet sich die Gepunktete Laternenträgerzikade in den USA aus und richtet große Schäden in Weinbergen, Obstgärten und Baumschulen an. Wissenschaftlerinnen haben sich daher nun auf die Suche nach dem idealen Fressfeind begeben, der der Zikade auf natürlichem Weg Einhalt gebieten kann.

Invasive Arten werden weltweit zum immer drängenderen Problem und verursachen jedes Jahr Schäden in Höhe von mehreren hundert Milliarden US-Dollar. Die Kosten entstehen durch Bekämpfungsmaßnahmen, Ernteausfälle und die Behandlung eingeschleppter Krankheiten. In den USA zum Beispiel wütet bereits seit 2014 die ursprünglich aus China stammende Gepunktete Laternenträgerzikade (Lycorma delicatula).

In mindestens 18 US-Bundesstaaten ist der landwirtschaftliche Schädling mit den auffallend gepunkteten Flügeln mittlerweile vertreten. Die Leibspeise der Zikade sind zwar Götterbäume, doch sie ist nicht gerade wählerisch: Verschiedene Obst- und Ziergehölze stehen ebenso auf ihrem Speiseplan wie Weinreben, Gemüsepflanzen und Getreide.

Forschung in der Gladiatorenarena

Um der Gepunkteten Laternenträgerzikade Einhalt zu gebieten, haben Forscherinnen um Anne Johnson von der Pennsylvania State University nun einen neuen Plan gefasst: Sie wollten einen in den USA heimischen Fressfeind finden, der die Zikade in all ihren Entwicklungsstadien in großen Mengen vertilgt. Die Suche nach diesem idealen Gegenspieler glich aber weniger einer Castingshow, sondern eher einem Gladiatorenkampf.

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Um fündig zu werden, sperrten Johnson und ihre Kolleginnen jeweils einen potenziellen Fressfeind – darunter Wanzen, Gottesanbeterinnen und Marienkäfer – in einen Käfig mit zehn erwachsenen Zikaden beziehungsweise 25 Nymphen. Die Spezies, die am meisten Zikaden in kurzer Zeit tötete, wäre dann ein potenzieller Bekämpfungshelfer. Als das große Fressen für beendet erklärt wurde, hatte eine Baumwanzen-Spezies (Podisus maculiventris) die meisten Todesopfer zu verzeichnen.

Innerhalb von drei bis vier Tagen hatten diese Wanzen alle Zikaden unabhängig von ihrem Lebensstadium gefressen. Darüber hinaus erwiesen sich auch die Fangschrecke Stagmomantis carolina und die Große Chinesen-Mantis (Tenodera sinensis) als effektive Fressfeinde.

Vielfältige Strategien nötig

„Diese Ergebnisse sind faszinierend, da sie nahelegen, dass natürliche Fressfeinde in Schädlingsbekämpfungsstrategien integriert werden könnten“, sagt Johnson. „Durch den Schutz und die Förderung der Populationen dieser nützlichen Insekten könnten wir den Einsatz chemischer Schädlingsbekämpfungsmittel reduzieren.“ Doch bevor es soweit ist, muss das Team noch Feldversuche durchführen und herausfinden, ob Wanze und Co auch außerhalb des „Gladiatorenkäfigs“ genug Appetit auf die Zikaden haben.

Und selbst wenn dies der Fall sein sollte, reicht die Strategie der natürlichen Fressfeinde allein vermutlich nicht aus. „Obwohl diese Insekten eines Tages dazu beitragen könnten, die Populationen der Gepunkteten Laternenträgerzikade in Schach zu halten, sind wir uns bewusst, dass ihre Auswirkungen durch die ständige Präsenz ausreichender Beute und den Einsatz von Insektiziden, die auch diese generalistischen Räuber töten können, begrenzt sind“, erklärt Seniorautorin Kelli Hoover. „Daher sollten sie als Teil einer umfassenderen integrierten Schädlingsbekämpfungsstrategie und nicht als eigenständige Lösung betrachtet werden.“ (Arthropod-Plant Interactions, 2025; doi: 10.1007/s11829-025-10138-0

Quelle: Penn State

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