„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“ – ähnlich wie im Frühlingsgedicht von Eduard Möricke kündet auch dieses kosmische blaue Band von einem Neuanfang. Denn dieses gewundene Gasfilament markiert besonders kalte Bereiche in einer Sternenwiege der Milchstraße. Hier wird demnächst das Gas kollabieren und neue Sterne bilden.
Es erscheint fast schon paradox, aber wenn Astronomen nach Orten künftiger Sternbildung schauen, dann suchen sie in den kältesten Stellen unserer Milchstraße. Denn damit dichte Gaswolken kollabieren und sich zu Sternen zusammenballen können, müssen Gas und Staub extrem kalt sein, am besten nur wenige Grad über dem absoluten Nullpunkt. Denn dann ist das Gas so träge und energiearm, dass es dem Schwerkraft-Kollaps nicht widerstehen kann.
Eine dieser kalten Zonen hat hier das Weltraumteleskop Herschel der ESA eingefangen. Zu sehen ist die Aufnahme des als G82.65-2.00 bekannten Gaswolke im fernen Infrarot. Je blauer die Bereiche im Bild erscheinen, desto kurzwellige und kälter sind sie. Das blaue, sich durch das Bild windende Gasfilament sticht wegen seiner enormen Kälte deutlich aus der wärmeren Gaswolke heraus. Der Ausschnitt ist etwa doppelt so breit wie der Vollmond.
Der Staub in diesem Filament hat nur eine Temperatur von minus 259° Celsius, enthält aber rund 800 Mal mehr Masse als unsere Sonne. Hier herrschen daher beste Voraussetzungen für einen baldigen Kollaps und die Geburt neuer Sterne.