Dieser rund 5.000 Lichtjahre von uns entfernte Nebel gab Astronomen lange Rätsel auf. Denn das Gas des Bumerangnebels ist kälter als jedes andere Objekt im Universum. Wie dies möglich ist, haben nun Beobachtungen mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) enthüllt.
Als Astronomen den Bumerangnebel im Jahr 1995 entdeckten, beobachteten sie Erstaunliches: Der sanduhrförmige Gasnebel schien die kosmische Hintergrundstrahlung komplett zu absorbieren. Das aber musste bedeuten, dass dieser Nebel kälter war als die Hintergrundstrahlung – und damit kälter als 2,75 Grad über Null. Wie aber war dies möglich?
Die Antwort auf diese Frage blieb mehr als zwei Jahrzehnte offen. Nun jedoch haben neue Aufnahmen des Bumerangnebels mit den ALMA-Teleskopen das Rätsel gelöst. Die Beobachtungen enthüllen, dass der Nebel aus einem kleinen Stern besteht, der mitten ins Herz eines Roten Riesen gestürzt ist. Diese Kollision schleudert gewaltige Gasfontänen ins All hinaus – und dies mit einem Tempo, wie es der Rote Riese allein niemals erreichen könnte.
Die sichtbaren Ausläufer des „Sanduhr“-Nebels sind rund drei Billionen Kilometer groß, die unsichtbaren Gasströme reichen jedoch noch zehnfach weiter, wie die Astronomen berichten. Die gewaltigen Gasströme rasen mit mehr als 150 Kilometern pro Sekunde durch den Kosmos und dehnen sich in hohem Tempo weiter aus.
Und darin liegt die Ursache für die ungewöhnliche Kälte: Die schnelle Ausdehnung führt dazu, dass im Inneren der Gasströme die Temperatur stark abfällt – bis auf ein halbes Grad über dem absoluten Nullpunkt. „Es kann gut sein, dass solche kosmischen Super-Tiefkühltruhen im Universum sogar relativ häufig sind“, sagt Lars-Åke Nyman vom ALMA Observatorium in Santiago. „Aber sie können diese extremen Temperaturen nur für kurze Zeit halten.“
Auch der Bumerangnebel zeigt bereits erste Anzeichen für eine allmähliche Erwärmung. Denn nach rund 3.,500 Jahren der dramatischen und ultraschnellen Ausdehnung verlangsamen sich die Gasströme – und damit lässt auch der Kühlungseffekt nach.