Geowissen

In der arktischen Unterwelt

Forscher sammeln Klimadaten aus Höhlenablagerungen in Nordgrönland

Höhle
Große Raureifkristalle bedecken hier Wände und Decke einer Höhle im Nordosten Grönlands. © Robbie Shone/ Universität Innsbruck

Was hier aussieht wie Schaum oder Schnee, verbirgt im Laufe von Jahrtausenden gewachsene Kalkablagerungen. Denn unter dem Raureif bedecken sie die Wände einer Höhle im Norden Grönlands, die Wissenschaftler vor kurzem auf einer Expedition erkundet haben. Ihr Ziel: Proben der Kalzitablagerungen zu sammeln, um daraus wertvolle Informationen über das vergangene Klima Grönlands zu gewinnen.

Grönland ist eine der Regionen der Erde, die besonders sensibel auf den Klimawandel reagieren und denen große Veränderungen bevorstehen. „Eine Verbesserung des Verständnisses, wie sich die Arktis in einer wärmeren Welt entwickeln wird, ist daher von höchster Priorität“, erläutert Gina Moseley vom Institut für Geologie an der Universität Innsbruck. „Eine der Möglichkeiten, das zu erreichen, ist es, wärmere Perioden der jüngsten geologischen Vergangenheit zu studieren.“

Kalzitablagerungen als Zeitzeugen

Bisher gibt es jedoch nur spärliche Informationen über die Klimageschichte Grönlands. Die meisten Klimaaufzeichnungen für Grönland wurden aus Eiskernen gewonnen, die aus dem Inneren des grönländischen Eisschildes gebohrt wurden. Diese Aufzeichnungen sind jedoch auf die letzten 128.000 Jahre beschränkt. Höhlen mit Tropfsteinen und anderen Kalzitablagerungen im Norden der Insel zeugen aber davon, dass es seither Perioden gegeben haben muss, in denen das Klima auf Grönland wärmer und feuchter war als heute.

Schon länger ist bekannt, dass Tropfsteine und andere Kalkablagerungen in Höhlen besonders gute Zeitzeugen für das Klima der Vergangenheit sind. Denn die Bedingungen zu den verschiedenen Zeiten bleiben in den jahresringähnlichen Schichten des Kalks konserviert. Gina Moseley hat die Ablagerungen in den entlegenen grönländischen Höhlen bereits 2015 erstmals untersucht. Weil die Forscher damals aber zu Fuß und ohne Hubschrauberunterstützung unterwegs waren, konnten sie nur wenig Material für ihre Analysen mitnehmen. Aber immerhin: Das war das erste Mal, dass solche Klimaaufzeichnungen aus Höhlen in der Hocharktis erstellt worden sind.

Nordrekord für Höhlenforschung

Im Juli 2019 ist die Forscherin gemeinsam mit einem Team nach Nordgrönland zurückgekehrt und hat im Rahmen des „Greenland Caves Project“ über 30 Höhlen erforscht, die noch nie zuvor besucht worden sind. Dieses Foto zeigt das Team bei der Begehung einer dieser Höhlen in Nordgrönland.

„Die Aufzeichnungen aus den Kalzitvorkommen in den Höhlen bieten die Möglichkeit, das Wissen über das vergangene Klima Grönlands über die Grenzen der Eiskerne hinaus zu erweitern. Diese Informationen sind zentral für zukünftige Klimavorhersagen“, betont die Wissenschaftlerin. Sie und ihr Team haben während ihrer Expedition sogar einen Rekord aufgestellt: Ihre Erkundungen umfassten die längste und nördlichste je erforschte Höhle der Erde.

Quelle: Universität Innsbruck

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