Der Orionnebel ist schon seit gut 400 Jahren bekannt. Dennoch erhalten Astronomen immer wieder neue Einblicke in dieser uns am nächsten liegenden kosmischen Sternenwiege. Jüngste Beobachtungen mit dem Canada-France-Hawaii Telescope (CFHT) haben nun bestätigt, was man schon seit einiger Zeit vermutete: Der Nebel besteht in Wirklichkeit aus zwei verschieden alten Sternenhaufen.
Der Orionnebel liegt rund 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt, wegen seiner großen Nähe studieren Astronomen ihn besonders intensiv, um mehr über die Strukturen und Prozesse im Inneren von Sternenwiegen zu erfahren. Am Nachthimmel erscheint der Orionnebel als Teil des Schwerts des „himmlischen Jägers“ Orion. Die neuen Beobachtungen mit dem Canada-France-Hawaii Telescope gekoppelt mit den Aufnahmen der Weltraumteleskope Herschel, XMM-Newton und Spitzer zeigen nun, dass ein Teil des Orionnebels vom Sternencluster NGC 1980 gebildet wird, einer Gruppe von etwas älteren Sternen direkt vor dem heute noch aktiven Trapezium-Cluster der Sternenwiege. Die Population dieser Vordergrundsterne ist demnach umfangreicher als bisher angenommen und unregelmäßig um den hellen Stern iota Ori – der Schwertspitze des Orion – verteilt.
In dieser Aufnahme des CFHT lassen die verschiedengefärbten Gasbereiche gut die dreidimensionale Struktur des Nebels erkennen: Der weißliche Bereich in der oberen Mitte ist die heute noch aktive Sternenwiege im Trapezium-Cluster. Die intensive Strahlung der jungen Sterne hat im Gasgefüge des Nebels eine große Blase entstehen lassen, seitlich unterhalb des weißlichen Zentrums zu erkennen. Am unteren Bildrand, im blauen Bereich, leuchtet der helle Stern iota Ori, um den sich der ältere Cluster gruppiert.
„Das spannendste für mich ist daran, dass der ältere Bruder, der iota Ori-Cluster, so nah am jungen, noch aktiven Sternenbildungsbereich im Nebel liegt“, erklärt João Alves von der Universität Wien. Diese räumliche Nähe so verschieden alter Cluster sie nur schwer mit den theoretischen Modellen der Clusterbildung vereinbar. Das könnte darauf hindeuten, dass man noch etwas Grundlegendes übersehen habe.