Diese etwas mürrisch dreinschauende Katze ist kein Haustier, sondern ein Manul. Biologen haben erstmals nachgewiesen, dass diese auch als Pallaskatze bekannte Wildkatzenart sogar in den Höhenlagen des Mount Everest vorkommt – auf dem höchsten Berg der Welt. Die bei einer Expedition gesammelten DNA-Proben belegen, dass dort auf knapp 5.200 Meter Höhe mindestens zwei Manuls ihr Revier haben.
Der Manul (Otocolobus manul), auch als Pallaskatze bekannt, ist kaum größer als eine Hauskatze, aber relativ stämmig. In Anpassung an seinen Lebensraum an den kargen Felshängen asiatischer Gebirgsregionen hat der Manul ein dichtes, langes Fell , das ihn selbst bei Minustemperaturen warm hält. Typisch für die Pallaskatzen sind zudem die runden, tiefsitzenden Ohren und das relativ breite Gesicht. Beides verleiht diesen Wildkatzen einen eher „mürrischen“ Gesichtsausdruck.
Anders als unsere heimischen Wildkatzen gehört der Manul nicht zur Gattung Felis, sondern wird den Altkatzen zugeordnet. Diese Gruppe umfasst fünf nur in Asien vorkommende Katzenarten, darunter auch die Bengalkatze ((Prionailurus bengalensis). Der Manul kommt in den Felsregionen Asiens vor, vom Iran über Zentralasien bis in die Mongolei und Nepal. Die Katzen leben dort als Einzelgänger und jagen kleinere Nagetiere, Steinhühner und andere Vögel.
Spurensuche auf den höchsten Berg der Welt
Jetzt haben Biologen herausgefunden, dass der Manul sogar auf dem höchsten Berg der Welt lebt. Entdeckt wurde dies im Rahmen der „Perpetual Planet Everest Expedition“ im Jahr 2019, bei der ein internationales Forschungsteam Umwelt- und Kotproben an den Hängen des Mount Everest und dem an seiner südlichen Flanke liegenden Sagarmatha National Park gesammelt hat. Die von National Geographic and Rolex finanzierte Expedition stieg dabei bis auf mehr als 5.100 Meter auf.
Als Biologen dann die Proben vom Mount Everest auf DNA untersuchten, wurden sie fündig: An zwei Probenorten am Berghang, auf 5.110 und 5.190 Meter Höhe, hatten zwei verschiedene Manuls ihre genetischen Spuren hinterlassen. In Kotproben der beiden Wildkatzen fanden die Forschenden DNA von Bergwieseln und Pfeifhasen, beides typische Komponenten des Manul-Speiseplans. Im selben Gebiet hatte zudem ein Rotfuchs seine Spuren hinterlassen.
Reiche Artenvielfalt an ikonischem Ort
„Es ist phänomenal, den ersten Beleg dieser seltenen und bemerkenswerten Spezies auf dem Dach der Welt zu entdecken“, sagt Anton Seimon von National Geographic. „Die Entdeckung der Pallaskatze auf dem Everest unterstreicht die reiche Artenvielfalt dieses entlegenen Hochgebirgs-Ökosystems und erweitert das Verbreitungsgebiet dieser Art auf den Osten Nepals.“ Wichtig ist dies vor allem deshalb, weil der Mount Everest und der Sagarmatha National Park mehr und mehr von Touristen überlaufen werden.
„Wir hoffen, dass der Nachweis dieser charismatischen Spezies das Bewusstsein dafür weckt, welche Vielfalt an Arten an dieser ikonischen Weltnaturerbe-Stätte lebt“, sagt Seimon. Das Team plant, als nächstes Fotofallen im Nationalpark aufzustellen und weitere Kotproben zu sammeln, um genaueren Aufschluss über die Zahl der dort lebenden Manuls zu erhalten.
Quelle: Wildlife Conservation Society