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Waldbraende

Ein Rauchmonster über Sibirien

Im arktischen Teil Russlands nehmen Waldbrände stetig zu

Waldbrand in Sibirien
Ein sibirischer Großbrand aus der Satellitenperspektive © NASA Earth Observatory images by Wanmei Liang, using Landsat data from the U.S. Geological Survey and MODIS data from NASA EOSDIS LANCE and GIBS/Worldview

Wie ein gefräßiges Monster ziehen hier Feuer und Rauchschwaden entlang des Chatyngnach-Flusses im Nordosten Russlands. In den letzten Jahrzehnten sind große Brände in dieser Region immer häufiger geworden. Die arktischen Großfeuer bedrohen die einzigartige Landschaft und indigenen Völker Sibiriens, bringen aber längst nicht nur Zerstörung.

Das arktische Tiefland Russlands ist eine abgelegene Gegend voller Permafrost und Torf – bedeckt von Tundragräsern und gesprenkelt mit Seen und sich schlängelnden Flüssen. Hier können nur wenige überleben, darunter Wölfe, Füchse, Bären und halbnomadische indigene Gemeinschaften mit ihren Rentieren und Pferden. Doch immer häufiger werden diese Gebiete im Sommer von zerstörerischen Bränden heimgesucht.

Flammenhölle Sibirien

Einen solchen Brand hat auch das obige Satellitenbild eingefangen. Es zeigt, wie sich Feuer und dicke Rauchschwaden entlang des Flusses Chatyngnach in der russischen Republik Sacha (Jakutien) durch die Landschaft fressen. Die geschlungenen Flusswindungen stellen dabei eine natürliche Barriere dar, die der Brand nicht überwinden kann.

Bereits verbrannte Flächen sind auf der Aufnahme in Braun zu erkennen, in den dunkelgrünen Bereichen wachsen Wälder und Hellgrün kennzeichnet Tundragräser, Moose und Flechten als vorherrschende Vegetation. „Brände sind ein natürlicher Bestandteil der borealen und hocharktischen Landschaften in Sacha und der gesamten sibirischen Arktis“, erklärt Kevin Smith, Pflanzenphysiologe des U.S. Forest Service. Ausgelöst werden sie meist durch sogenannte Trockenblitze, die sich ohne jeglichen Niederschlag entladen.

Zombiefeuer und gehäufte Brände

Doch obwohl Waldbrände in Sacha eigentlich nichts Ungewöhnliches sind, nehmen sie immer besorgniserregendere Ausmaße an. Sowohl zwischen den Jahren 2000 und 2010 als auch zwischen 2010 und 2020 hat sich die Brandhäufigkeit jeweils verdreifacht, wie Smith und seine Kollegen anhand von Satellitenaufnahmen herausgefunden haben. Die verbrannten Flächen verdoppelten sich dabei jeweils.

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Schon im Jahr 2010 warnten Forscher vor einer Art Kipppunkt bei den Tundrabränden: Steigt die Temperatur zwischen Juni und September über eine Schwelle von rund zehn Grad Celsius an, erhöht sich demnach die Häufigkeit von Tundrabränden massiv. Ein weiteres Problem sind immer häufiger auftretende „Zombie“-Brände. Dabei handelt es sich um Feuer, die monate- oder sogar jahrelang unterirdisch in kohlenstoffreichen Torfböden schwelen können – und dann scheinbar wie aus dem Nichts wieder aufflammen.

Das Feuer bringt nicht nur Unheil

Die zunehmenden Waldbrände in Sibirien beeinflussen einerseits die indigenen Gemeinschaften vor Ort, indem sie ihre Jagdgründe und Beerenpflückgebiete beschädigen und die Wanderrouten der Rentiere unterbrechen. Andererseits wirken sich die Brände aber auch auf den Klimawandel aus, etwa indem sie große Mengen Kohlenstoffdioxid und Methan in die Atmosphäre freisetzen.

In gewisser Weise könnten die Feuer den Klimawandel allerdings auch bremsen, wie Smith erklärt. Denn dadurch, dass sie die Bodenbegebenheiten der Tundra verändern, können sie für Bäume geeignete Bedingungen an Orten schaffen, wo zuvor nur Gräser und Moose wuchsen. Das würde borealen Wälder die Ausbreitung weiter hinauf in den Norden ermöglichen und dort dann zu einer vermehrten Kohlenstoffspeicherung führen.

„Um die ökologischen Folgen solcher Brände in der Arktis wirklich zu verstehen, müssen wir die Feueraktivität und die Reaktionen des Ökosystems mit Hilfe von Satelliten verfolgen, aber auch vor Ort weiterforschen, um die Auswirkungen besser zu verstehen“, schlussfolgert Smith.

Quelle: NASA

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