Was hier aussieht wie wilde Pinselstriche, die genauso gut in einem Museum für moderne Kunst hängen könnten, sind in Wirklichkeit Teile einer verkalkenden Aortenklappe aus einem menschlichen Herzen. Eine solche Verkalkung zählt zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Doch Mediziner sind dem Phänomen nun so genau wie nie zuvor auf die Spur gekommen und könnten dabei sogar den entscheidenden Ansatz für ein Gegenmittel gefunden haben.
Herzkrankheiten sind die weltweit häufigste Todesursache und kosten jedes Jahr rund 18 Millionen Menschen das Leben. Ein Großteil der Todesfälle geht dabei auf eine Verkalkung der Aortenklappe zurück – einer der vier Herzklappen. Sie dient als eine Art Pforte, durch die sauerstoffreiches Blut aus dem Herzen in den Körper gepumpt wird. Im Laufe eines Lebens öffnet und schließt sich die Klappe zu diesem Zweck mehr als drei Milliarden Mal. Doch wenn Kalkablagerungen die Aortenklappe versteifen, kann sie dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen und der Betroffene verstirbt, wenn er nicht rechtzeitig ärztliche Hilfe aufsucht.
Auf der Suche nach einem Medikament
„Jedes Organ im Körper kann in perfektem Zustand sein, aber wenn die Aortenklappe nicht mehr funktioniert, ist das das Ende des Lebens“, erklärt Mayandi Sivaguru von der University of Illinois in Urbana-Champaign. Das einzige, was einen Betroffenen dann noch retten kann, ist eine riskante Operation, bei der die verkalkte Aortenklappe durch eine neue, zumeist künstliche ersetzt wird.
Gäbe es allerdings geeignete Medikamente, die die Verkalkung bremsen oder sogar rückgängig machen, könnte erkrankten Menschen eine solche Operation erspart bleiben. Doch für die Entwicklung solcher Medikamente waren bislang noch zu wenige Details über das Phänomen bekannt. An dieser Stelle setzt die Forschung von Sivaguru und seinem Team an: Anhand der Herzen von Verstorbenen haben die Mediziner die Abläufe einer Aortenklappenverkalkung so genau wie nie zuvor untersucht und dabei auch nach natürlichen Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers gefahndet.