Klima

Eiseskälte über Nordamerika

Gestörter Polarwirbel bringt arktische Luftmassen nach Süden

Kaltluftvorstoss
Ein gestörter Polarwirbel bringt Kaltluft bis tief in den Süden Nordamerikas © NASA Earth Observatory/ Joshua Stevens

Kanada und die USA werden zurzeit von einer Rekordkälte heimgesucht. Denn arktische Luftmassen dringen bis weit nach Süden vor, wie diese Temperaturgrafik verdeutlicht. Der Grund für den Kälteeinbruch ist eine Anomalie des Jetstreams – der Windautobahn, die die gesamte Nordhalbkugel umströmt. Er bildet momentan besonders große Wellen und öffnet damit der arktischen Kaltluft ein Einfallstor nach Süden.

Der Jetstream bildet die Luftmassengrenze zwischen der kalten Luft der hohen Breiten und der warmen Luft aus der Äquatorregion. Typischerweise schwingt diese Windautobahn leicht wellenförmig hin und her und transportiert dabei Hoch- und Tiefdruckgebiete über die Kontinente hinweg. Weht der Jetstream stark, kann sich über der Arktis ein Polarwirbel bilden, eine gegen den Uhrzeigersinn rotierende Strömung, die die kalte Polarluft im hohen Norden einschließt.

Doch manchmal wird dieser Polarwirbel gestört – beispielsweise, wenn der Jetstream nachlässt und warme Luft bis weit in die Arktis eindringen kann. Dann schwächt sich der Polarwirbel ab und bildet gemeinsam mit dem Jetstream ausgeprägte „Beulen“ – Vorwölbungen, die weit in den Süden reichen. Genau dies ist auch momentan über Nordamerika der Fall: Eine Südwärts-Biegung des Jetstream und der schwache Polarwirbel lassen arktische Kaltluft bis in den mittleren Westen vordringen.

Als Folge herrschen in weiten Teilen der USA und Kanadas momentan Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Nach Schätzungen des Nationalen Wetterdienstes der USA könnten mehr als 90 Millionen-Amerikaner zurzeit eine Kälte von minus 18 Grad und tiefer erleben. In einigen Teilen des Landes sinkt das Thermometer auf Werte, die zuletzt im Jahr 1994 erreicht wurden.

Diese Grafik zeigt die Lufttemperaturen über Nordamerika am 29. Januar 2019. Erstellt wurde sie mithilfe meteorologischer Daten und einem globalen Atmosphärenmodell. Zu erkennen ist nicht nur der Kaltluftvorstoß über Nordamerika, man sieht auch, dass einige Teile der Arktis dafür ungewöhnlich warm sind für diese Jahreszeit – auch dies ist eine Folge des gestörten Polarwirbels.

Quelle: NASA Earth Observatory

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