Wer glaubt, Grizzlybären finden sich nur im einsamen Wald, der irrt: In Kanada treiben sich die Bären häufig auch auf Eisenbahnschienen herum, wie dieser ertappte Grizzly hier im Foto. Der Grund: Die raffinierten Grizzlys haben gelernt, dass es entlang der Schienen bequemes Futter gibt – aus Güterwaggons verschüttetes Getreide, aber auch bei Kollisionen mit den Zügen getötete Wildtiere.
Viele Wildtiere haben längst gelernt, unsere Infrastruktur zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wölfe, Wildschweine oder Braunbären wühlen in unseren Mülltonnen nach Nahrung, Elche und andere Huftiere nutzen im Winter geräumte Straßen als Wildwechsel, um nicht durch hohen Schnee stapfen zu müssen. Marder und Waschbären nutzen unsere Dachböden oder Keller als geschützte Kinderstube.
Diese Aufnahme zeigt, dass auch der Grizzly nicht davor zurückscheut, sich menschliche Verkehrswege zunutze zu machen. Biologen in Kanada entdeckten, dass diese Bären dort bevorzugt Eisenbahnschienen aufsuchen. 19 von 21 mit Senderhalsbändern ausgestattete Grizzlys hielten sich im Studienverlauf dort auf, vier Bären verbrachten sogar 20 Prozent ihrer Zeit dort.
Der Grund: Entlang der Schienen finden die Grizzlys bequemes Futter. Denn statt Beute jagen zu müssen, bekommen sie ihre Nahrung an den Schienen quasi auf dem Tablett serviert. Auf dem Speiseplan steht sowohl Getreide, das aus Güterwaggons verschüttet wurde, aber auch Kadaver von Wildtieren, die durch Kollisionen mit den Zügen getötet wurden, wie die Forscher anhand von Kotproben der Bären herausfanden.
Das Problem dabei: Die Grizzlybären begeben sich bei ihrem Festschmaus selbst in Gefahr. Denn auch sie können von heranrasenden Zügen erfasst und getötet werden. Die Biologen empfehlen daher, Güterwaggons besser abzudichten und regelmäßig die Wildkadaver entlang der Schienen abzusammeln. (PloS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0175658)