Winzig klein sieht dieser Höhlenforscher aus, während er sich in die Sistema Huautla abseilt, die tiefste Höhle der westlichen Hemisphäre. Die im mexikanischen Oaxaca gelegene Höhle reicht mehr als 1,5 Kilometer in die Tiefe. Eine Höhlenexpedition im Frühjahr 2023 hat die bekannte Länge ihrer Gänge zudem auf mehr als 100 Kilometer erweitert. Noch ist dieses komplexe Höhlensystem aber längst nicht komplett erkundet.
Die ersten Gänge und Kammern des Höhlensystems Sistema Huautla wurden im Jahr 1965 von Höhlentauchern aus Texas entdeckt, als sie in den Bergen der Sierra Mazateca nach Höhlen suchten. In den Folgejahren enthüllten weitere Erkundungen, dass einige nahegelegene, vermeintlich getrennte Höhlen zum gleichen Höhlensystem gehörten. Inzwischen sind mehr als 20 Eingänge in die weit verzweigte Sistema Huautla bekannt. Das riesige unterirdische Höhlensystem ist Schätzungen zufolge mehr als 15 Millionen Jahre alt.
Campieren in den Tiefen der Erde
Die Gänge des Höhlensystems Sistema Huautla sind teilweise extrem eng, viele Tunnel liegen zudem unter Wasser. Dadurch ist es extrem schwierig und zeitaufwendig, die Sistema Huautla zu erkunden. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben Höhlenforscher dafür mehrere monatelange Expeditionen durchgeführt, bei denen sie in verschiedenen Camps im Untergrund kampierten. 1994 entdeckten Höhlentaucher dabei den bisher einzigen bekannten Ausfluss für das Wasser der Höhle: Es tritt in einer Peña Colorada getauften Quelle aus.
Im Jahr 2013 gelang es einem 40-köpfigen Team von Höhlentauchern und Höhlenkletterern, bis zu einem rund 30 Meter großen unterirdischen See, der San-Agustin-Wanne vorzustoßen. Bei Tauchgängen mit speziellen Atemgeräten erreichten die Höhlentaucher in den überfluteten Gängen unterhalb dieses Sees den tiefsten bekannten Punkt der Sistema Huautla. Er liegt 1.545 Meter tief unter der Erdoberfläche.
220 zusätzliche Meter erkundet
Im April 2023 hat ein internationales Expeditionsteam weitere Teile des Höhlensystems erkundet. „Wir planen unsere Expeditionen immer im April, weil dies der trockenste Monat in diesen Bergen ist“, erklärt der Höhlenforscher Bill Steele, einer der Leiter der PESH-Exedition. „Weil unsere Teams tief unter der Erde kampieren und dabei keine Möglichkeit haben, die Oberfläche zu kontaktieren, haben wir immer ein Auge auf die Wasserspiegel.“ In diesem Frühjahr war es allerdings feuchter als gewöhnlich, was die Erkundung erschwerte.
Dennoch gelang es den Höhlenforschern, zahlreiche zuvor unerforschte Gänge und Kavernen zu kartieren. Sie erweiterten die bekannte Länge des Höhlensystems dadurch um 222 Meter. Insgesamt ist die Sistema Huautla damit nun mehr als 100 Kilometer lang. „Wir sind den Menschen von Huautla und der internationalen Gemeinschaft der Caver dankbar, dass sie uns bei der Erkundung dieser Höhle unterstützen“, sagt Steele. „Es ist eine der beeindruckendsten Höhlen der Erde und ein echtes Privileg, mehr von ihrer Schönheit und ihren Wundern aufzudecken.“
Quelle: PESH Expedition