Jagd im Atoll: Ein Schwarzspitzen-Riffhai hat hier einen großen Schwarm von tropischen Heringsfischen aufgescheucht. In alle Richtungen schwimmen die Fische auseinander, um nicht vom Hai gefressen zu werden. Faszinierend dabei: Trotz schneller Bewegungen kommt es in solchen Schwärmen nur selten zu Kollisionen zwischen den flüchtenden Fischen.
Die bis zu zwei Meter langen Schwarzspitzen-Riffhaie (Carcharhinus melanopterus) sind normalerweise eher ruhige Gesellen: Gemächlich durchziehen sie stundenlang das flache Wasser rund um die tropischen Korallenriffe des Indischen Ozeans. Für die kleineren Fische in ihrem Umfeld sind sie dann kaum eine Gefahr, sie weichen dem Hai einfach in gut koordinierter Formation aus.
Doch sehr schnell kann das Verhalten des Hais umschlagen: Ganz plötzlich schaltet er auf Angriff und schießt dann in einen Schwarm von Fischen wie diesen Heringsartigen hinein. Meist gelingt es dem Riffhai durch diesen Coup, ein Maul voller Fische zu erbeuten, die von seinem Vorstoß überrascht wurden. Der Rest des Schwarms jedoch spritzt in alle Richtungen auseinander und entkommt – ohne dass sich die einzelnen Fische dabei anrempeln.
Die Biologin Claudia Pogoreutz vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie forscht unter anderem zu den Effekten globaler und lokaler anthropogener Stressoren auf Korallenriffe. Diese Aufnahme entstand in der Flachwasserzone eines Atolls bei Kuramathi Island in den Malediven. Sie gewann mit dieser Aufnahme den ersten Platz in der Kategorie Verhalten des diesjährigen Foto-Wettbewerbs der Royal Society in London.
„Fotografien können Wissenschaft greifbarer und zugänglicher machen, indem sie Theorien und Hypothesen mit realen Beispielen illustrieren“, erklärt die Royal Society zu ihrem Foto-Wettbewerb. „Während der 350-jährigen Geschichte des wissenschaftlichen Publizieren der Royal Society haben Bilder und Zeichnungen immer wieder dazu gedient, wissenschaftliche Erkenntnisse zu kommunizieren und Theorien zu illustrieren.“ Der diesjährige Wettbewerb stand ganz im Zeichen der Natur und wurde von den beiden biologischen Royal Society-Fachjournalen „Biology Letters“ und „Proceedings of the Royal Society B“ ausgeschrieben.