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Astronomie/Kosmos

Funkelndes Familienfoto

James-Webb-Weltraumteleskop offenbart neue Details im Serpens-Nebel

Serpens-Nebel
So detailreich war der Serpens-Nebel noch nie zu bestaunen. © NASA, ESA, CSA, STScI, Klaus Pontoppidan (NASA-JPL), Joel Green (STScI)

Alle schön lächeln! Wie für ein Familienfoto aufgereiht, funkeln diese Jungsterne in die hochauflösende Nahinfrarotkamera des James-Webb-Weltraumteleskops. Die Sternenkinder befinden sich im 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernten Serpens-Nebel, einer der Sternenwiegen der Milchstraße. Die neue Aufnahme zeigt nie gesehene Details in dieser Region, die mehr über die stellare Kinderstube verraten.

Das Leben eines Sterns beginnt im Verborgenen: in dichten, kühlen Wolken aus Gas und Staub. Wenn die Gasklumpen unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabieren, entsteht zunächst ein Protostern, der Materie aus seiner direkten Umgebung anzieht. Hat ein Sternenbaby dadurch irgendwann genug an Masse zugelegt, kann es die Wasserstofffusion in seinem Inneren zünden und zum richtigen Stern werden.

Nahinfrarot versus Nebel

Häufig spielt sich diese besondere Kindheit aber nicht in Isolation, sondern im Kollektiv mit anderen Sternenkindern ab. Eine solche „Sternenwiege“ befindet sich zum Beispiel im 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernten Serpens-Nebel. Es handelt sich bei ihm um einen sogenannten Reflexionsnebel. Er erzeugt also kein eigenes Licht, sondern wird vom Licht der Sterne in seiner Nähe sowie im Inneren seiner Nebelschwaden angestrahlt.

Genau diese Schwaden machten es neugierigen Astronomen bislang allerdings sehr schwer, einen Blick ins Innenleben der Sternenwiege zu werfen. Umso spektakulärer ist daher nun diese neue Aufnahme des James-Webb-Weltraumteleskops. Seine hochauflösende Nahinfrarotkamera (NIRCam) kann kosmische Staub- und Gaswolken bis zu einem gewissen Grad durchdringen und liefert uns dadurch nun den bislang detailliertesten Blick auf und in den Serpens-Nebel.

Aus Klecksen werden Fetzen

Gas und Staub der Sternenwiege leuchten im obigen Foto in knalligem Orange, Rot und Blau und sind gesprenkelt mit dem intensiven Funkeln der zahlreichen Jungsterne. Einige von ihnen sind „erst“ 100.000 Jahre alt und damit noch stellare Babys. Sie werden jedoch später einmal die Masse unserer Sonne erreichen. Die schwarzen Balken oben rechts und unten links im Bild weisen auf fehlende Daten hin.

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Ein besonderes Detail des Serpens-Nebels, das uns bislang verborgen blieb, sind die flammenden Fetzen in der oberen linken Ecke. Auf früheren Aufnahmen im optischen Wellenlängenbereich erschienen sie entweder als verschwommene Kleckse oder waren sogar gänzlich unsichtbar. Bei den „Fetzen“ handelt es sich um die Spuren von Gas- und Strahlungsausströmungen junger Sterne, die diese schubweise in die Weiten des Alls herausschleudern.

Wer genau hinschaut, erkennt auch, dass die Ausströmungen alle in dieselbe Richtung streben: von oben links nach unten rechts. Das stützt die Annahme einiger Astronomen, dass Jungsterne dazu neigen, sich in dieselbe Richtung zu drehen, wenn ihre gasigen Geburtsstätten kollabieren.

Eine Fledermaus und ein Auge

In der Mitte des Bildes ist außerdem der „Fledermausschatten“ mit seinen bläulich leuchtenden Flügeln zu erkennen. Er erhielt seinen Namen im Jahr 2020, als Daten des Weltraumteleskops Hubble zeigten, dass seine Flügel – die Schatten der protoplanetaren Scheibe eines Sterns – tatsächlich „flattern“.

Rechts von der kosmischen Fledermaus hat die James-Webb-Nahinfrarotkamera auch einen augenförmigen Spalt eingefangen, der so aussieht, als bräche ein Stern durch ihn hindurch. Wahrscheinlich handelt es sich dabei aber um eine optische Illusion, ausgelöst durch die Überlagerung von Gasen unterschiedlicher Dichte, wie die Astronomen erklären.

Quelle: NASA

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