Hier überleben nur die Härtesten: Der Rio Tinto im Südwesten Spaniens gehört zu den lebensfeindlichsten Orten der Erde. Denn das Wasser dieses Flusses ist salzig, sauer und hochgradig mit giftigen Schwermetallen belastet. Dennoch leben in dieser Giftbrühe Mikroorganismen, die durch ihre Stoffwechselprozesse Eisen oxidieren und so dem Wasser seine leuchtend rote Farbe verleihen. Wie sie dies tun, könnte einiges über potenzielle Mikroben auf dem Mars verraten.
Der Rio Tinto – auf Deutsch „roter Fluss“ – trägt seinen Namen zu Recht: Stellenweise leuchtet der etwa 100 Kilometer lange Fluss in der spanischen Provinz Huelva prächtig orange bis blutrot. Das jedoch bedeutet nichts Gutes: Das Wasser im Mündungsgebiet des Flusses ist eine wahre Giftbrüche: Hohe Konzentrationen an giftigen Schwermetallen wie Kupfer, Nickel, Arsen, Eisen und Kadmium, gelöst in hochprozentiger Schwefelsäure machen das Wasser zu einem extrem sauren und lebensfeindlichen Milieu.
Woher kommen die Schwermetalle?
Der Rio Tinto verdankt seine Giftbrühe jedoch nicht neuzeitlichen Industrieeinleitungen, sondern trägt seine Schwermetallfracht vermutlich schon seit Jahrtausenden: „Begonnen hat die Verschmutzung jedenfalls schon sehr früh, in der Kupferzeit, vor rund 5.000 Jahren“, berichtet Sara Kleindienst von der Universität Tübingen. Schon damals bauten Menschen am Oberlauf des Flusses oberhalb des sogenannten Pyritgürtels im Süden der Iberischen Halbinsel Erz ab.
In diesem Gesteinsgürtel sind Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen sowie große Eisensulfid-Ablagerungen zu finden. Beim Abbau des Erzes kam das Eisensulfid mit dem Sauerstoff der Luft in Kontakt, so dass bestimmte Mikroorganismen Eisen und Schwefel oxidieren konnten. „Dabei entsteht blutrotes, extrem saures Wasser, das jährlich tonnenweise weitere giftige Metalle wie Mangan, Kobalt, Nickel und Cadmium aus den Felsen löst und in den Fluss spült“, erklärt die Forscherin.