Physik

Impossible Object: Kunst im Orbit

Kunstwerk aus Wasser und Messing kann nur in der Schwerelosigkeit existieren

Impossible Object
Dieses Kunstwerk ist nur in der Schwerelosigkeit des Alls möglich. © Liat Segal und Yasmin Meroz

„Unmögliches“ Kunstwerk: Dieses zarte Gebilde aus riesigen Wassertropfen und feinen Messingdrähten wäre auf der Erde nicht möglich. Denn nur in der Schwerelosigkeit des Weltalls kann Wasser so große Tropfen bilden. Dieses „Impossible Object“ wurde im April 2022 als Teil der ersten Privatmission Axiom-1 zur Internationalen Raumstation ISS in den Orbit gebracht und dort über einen kleinen Schlauch mit Wasser versorgt. Welche Form das Kunstwerk annehmen würde, wussten vorher auch die Initiatorinnen nicht.

Im April 2022 startete die erste kommerzielle Mission zur Internationalen Raumstation ISS. Eine Dragon-Raumkapsel von SpaceX brachte den Piloten und drei zahlende Passagiere für fünf Tage auf die Station. Mit an Bord war ein spezielles Mikrogravitations-Kunstwerk, das erst in der Umlaufbahn, rund 420 Kilometer über der Erdoberfläche, entstehen konnte – es benötigte Schwerelosigkeit.

Konzipiert haben das „Impossible Object“ getaufte Kunstwerk die Physikerin Yasmine Meroz von der Universität Tel Aviv und die Künstlerin Liat Segal. Ausgangspunkt war eine physikalisch-philosophische Frage: Welche Form hat ein Stück Meer oder ein Teil einer Welle in Abwesenheit der Schwerkraft? Um dies in künstlerischer Form zu demonstrieren, konstruierten Meroz und Segal ein Gerüst aus Messingröhren und Sprossen – eine Art Leiter ohne Richtung.

Kugeln statt Schläuche

Auf der ISS angekommen, leitete ein kleiner Schlauch Wasser durch die beiden Randröhren und die an jeder Sprosse angebrachten Öffnungen. Während dieses Wasser auf der Erde einfach nur nach unten abtropfen würde, fehlt die Erdanziehung auf der ISS. Die Form des austretenden Wassers wird dadurch primär von der Grenzflächenspannung der Wassermoleküle und der Adhäsion an die Messingstruktur beeinflusst.

Meroz und Segal erwarteten daher, dass sich das Wasser zunächst entlang der Sprossen ausbreiten und dann nach und nach die gesamte Skulptur umhüllen wurde. Doch es kam anders: Weil die Grenzflächenspannung offenbar deutlich stärker wirkte als die Adhäsion ans Messing, bildete das Wasser kugelige, immer größer werdende Gebilde, die nur lose an der Messingstruktur haftete. Die großen Wasserkugeln schlossen Reflexionen ihrer Umgebung ein und erzeugten so faszinierende Spiegeleffekte.

So entstand das schwerelose Kunstwerk.© Liat Segal, Yasmin Meroz & Assaf Arviv

Quelle: Tel Aviv University

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