Bärtierchen sind echte Überlebenskünstler: Die winzigen Wesen überstehen extreme Hitze und Kälte ebenso wie radioaktive Strahlung oder das Vakuum des Weltalls. Diese Fluoreszenzaufnahme zeigt das normalerweise verborgene Innenleben eines Tardigraden – und wurde mit einem Preis beim Olympus Image of the Year Award ausgezeichnet.
Sie sind klein, aber oho: Bärtierchen werden zwar nicht einmal einen Millimeter groß, kommen aber weltweit vor – von der Arktis bis in die Tropen und vom Ozean bis in Tümpel oder feuchtes Moos. Dort fressen sie Algen, Bakterien und organisches Material, aber auch kleine Würmer, Rädertierchen und anderes Zooplankton.
Bärtierchen überleben fast alles
Ihre wichtigste Besonderheit aber ist ihre erstaunliche Widerstandsfähigkeit: Tardigraden können einen in einen Ruhezustand verfallen, in dem ihr Stoffwechsel nahezu stillsteht. Während dieser Kryptobiose sind sie dann gegen nahezu alle Umwelteinflüsse gefeit: Sie überdauern ausgedehnte Trockenperioden, halten radioaktive Strahlung, ätzende Lösungsmittel oder kochendes Wasser und können sogar nach 30 Jahren im Eis wieder „auferstehen“.
Noch verblüffender ist die Fähigkeit der Bärtierchen, selbst die harte Strahlung und das Vakuum des Weltalls auszuhalten, wie vor einigen Jahren zwölftägiger Weltraumausflug für 1.000 Tardigraden belegte. Forscher vermute deshalb, dass diese Wesen selbst nach einer globalen Katastrophe wie einen großen Asteroideneinschlag zu den letzten Überlebenden der irdischen Fauna gehören könnten.
Stilett, Nervenring und Verdauungstrakt
Diese Mikroskop-Aufnahme zeigt das Innenleben eines Tardigraden, angefärbt mithilfe von Fluoreszenzmarkern. Tagide de Carvalho erhielt für diese Aufnahme einen Preis beim Olympus Lichtmikroskopie-Fotowettbewerb Image of the Year. In seinem Foto kann man gut die typischen Mundstilette des Bärtierchens im Inneren des Kopfbereichs erkennen (türkis). Diese harten Nadeln können beim Fressen vorgestreckt werden beispielweise beim Aussaugen von Beute helfen. An der Basis der Stilette liegen kräftige Muskeln und Speicheldrüsen (grün).
Statt eines kompakten Gehirns besitzen die Tardigraden einen aus zwei Ganglien bestehenden Nervenring, der im Kopfbereich den Schlund umgibt (blau). Von ihm aus gehen paarige Nervenstränge durch den Körper des Tieres nach hinten. In der Körpermitte sind der Darm, umgeben von speziellen Ausscheidungsdrüsen zu sehen. Am Hinterende liegt, bläulich angefärbt, der von fester Kutikula ausgekleidete Enddarm.
Quelle: Olympus Image of the Year Award 2019