Der Quastenflosser ist nicht nur ein lebendes Fossil, er zeigt auch ein ungewöhnliches Verhalten: Er schwebt senkrecht auf dem Kopf stehend über dem Meeresgrund und tastet dabei seine Umgebung mit Elektrosensoren nach Beute ab. Diese Computertomografie-Aufnahme enthüllt, wie dem Fisch dieser Kopfstand gelingt: Sein Schädel ist besonders dicht und schwer, so dass er dem Quastenflosser als stabilisierendes Gewicht dienen kann.
Der Quastenflosser ist in gleich mehrerer Hinsicht außergewöhnlich. So hat sich der lange nur durch Fossilfunde bekannte Fisch seit rund 400 Millionen Jahren kaum verändert – er ist ein lebendes Fossil. Dass diese bis zu zwei Meter langen, massigen Fische überhaupt bis heute überlebt haben, entdeckte man erst 1938 durch einen Zufallsfang vor der Küste der Komoren. Ungewöhnlich ist auch seine lange Lebensdauer: Ein Quastenflosser kann bis zu 100 Jahre alt werden, Jungtiere werden sogar erst im Alter von mehr als fünf Jahren geboren.
Beutesuche im Kopfstand
Doch das ist noch nicht alles: Der in 150 bis 200 Meter Wassertiefe lebende, oft in Unterwasserhöhlen versteckte Quastenflosser hat auch eine besondere Methode des Beutefangs entwickelt. Er schwebt kopfüber stehend langsam über den Meeresboden hinweg und tastet dabei den Untergrund mit einemelektrosensiblen Organ ab. Verbirgt sich ein Kopffüßer oder kleiner Fisch im Sediment, kann der Quastenflosser diese Beute aufspüren und vertilgen.
Das Merkwürdige daran: Im Kopfstand steht der Fisch überraschend stabil im Wasser und muss seine Position kaum mit Flossenschlägen korrigieren. Wie der Quastenflosser das schafft, haben Henrik Lauridsen von der Universität Aarhus und seine Kollegen mithilfe modernster Medizintechnik untersucht: Sie schoben einen Quastenflosser in einen Computertomografen (CT) und einen Magnetresonanz-Tomografie.
Schädel als Tauchgewicht
Hier zu sehen ist eine CT- Aufnahme, die das knöcherne Innenleben des Quastenflossers enthüllt – und das Geheimnis seines Kopfstands. „Wir haben entdeckt, dass der Coelacanth ein besonderes Skelett besitzt“, berichtet Lauridsen. „Dabei ist die größte Knochenmasse im Schädel und am Schwanzende konzentriert – das ist ziemlich einzigartig.“ Weil der Schädel des Fischs besonders dicht und schwer ist, bildet er ein Gewicht, das ihm das Kopfstehen erleichtert.
Und noch eine Besonderheit hat der Quastenflosser entwickelt, wie die Scans ergaben: Sein Körperfett ist so austariert, dass es ihm den perfekten Auftrieb verleiht. Die Fettmenge ist daran angepasst, in welcher Wassertiefe ein Quastenflosser lebt. Das sorgt dafür, dass der Fisch bei seiner schwebenden Beutesuche neutralen Auftrieb hat: Er sinkt nicht und steigt nicht, sondern kann wie schwerelos über den Meeresgrund schweben. (BMC Biology, 2022; doi: 10.1186/s12915-022-01354-8)
Quelle: University of Copenhagen