Ein Blick zurück in die Vergangenheit: Heute ist die Milchstraße vom weißlichen Licht von Sternen im mittleren Alter dominiert. Vor elf Milliarden Jahren jedoch, in ihrer Jugendzeit, leuchtete unsere Heimatgalaxie eher rot und blau: rötlich glühten die Nebel der Sternenwiegen und blau die hellen jungen Sterne.
Wie unsere Milchstraße früher aussah, können wir heute nicht mehr direkt beobachten. Astronomen müssen daher auf Hilfsmittel zurückgreifen: andere Galaxien, die ihr vom Typ her ähneln, aber noch nicht so alt sind. 400 solcher Milchstraßen-Zwillinge aus elf Milliarden Jahren haben Forscher nun mit Hilfe des Weltraum-Teleskops Hubble aufgespürt und kartiert. Zusammen liefern sie einen Überblick, wie sich eine Galaxie dieses Typs im Laufe ihrer Geschichte entwickelt.
„Zum ersten Mal haben wir damit direkte Bilder davon, wie die Milchstraße in der Vergangenheit ausgesehen haben könnte“, erklärt Pieter van Dokkum von der Yale University in New Haven. „Indem wir ihre Geschwister anschauen, stellen wir fest, dass unsere Galaxie 90 Prozent ihrer Sterne bereits vor elf bis sieben Milliarden Jahren bildete.“ Das stand zuvor noch nicht so genau fest.
Aus den Aufnahmen rekonstruierten die Astronomen das untere Bild. Es zeigt, dass die Milchstraße vor rund elf Milliarden Jahren noch deutlich anders aussah als heute: Sie war kleiner, weniger dicht mit Sternen besetzt und leuchtete auch längst nicht so hell und weiß wie heute. Stattdessen dominierten rote und blaue Farbtöne – ein Zeichen für die damals noch extrem aktive Sternenbildung. Rötlich leuchtet dabei das Rohmaterial für die Sterne, heißes Gas. Blau leuchten die heißen jungen Sterne selbst. Die Forscher schätzen, dass die Milchstraße auf dem Höhepunkt der Sternbildung rund 15 Sterne pro Jahr produzierte. Heute ist es gerade einmal einer pro Jahr.