Dicker, heller Kopf und länglicher Schwanz: Wie eine Kaulquappe scheint diese Galaxie durch das Dunkel des Weltalls zu schweben. Mit ihrer ungewöhnlichen Form und ihrem hohen Alter sind solche Kaulquappen-Galaxien eine echte Rarität im Universum. Mit dem Weltraum-Teleskop Hubble haben Astronomen daher diese Galaxie näher untersucht – mit überraschenden Ergebnissen.
Das Universum beherbergt unzählige Galaxien verschiedenster Form. Mit Abstand am häufigsten allerdings sind Spiralgalaxien wie die Andromeda-Galaxie und elliptische Galaxien. Deutlich seltener dagegen sind exotische Formen wie diese Kaulquappen-Galaxie. Sie bestehen aus einem hellen, kompakten „Kopf“ und einem lang ausgezogenen Schweif. Im lokalen Universum gehören nur rund 20 von 10.000 Galaxien zu diesem Typ, in größerer Entfernung sind sie jedoch häufiger.
Typischerweise gelten die Sterne in solchen Kaulquappen-Galaxien als sehr alt – lebende Fossilien aus dem jungen Kosmos und aus der Zeit, in der die ersten Galaxien entstanden. Doch als Astronomen die hier abgebildete Galaxie LEDA 3652 mit dem Hubble-Teleskop näher untersuchten, entdeckten sie Überraschendes: Zwar sind ihre Sterne größtenteils tatsächlich schon sehr alt – es gibt aber Ausnahmen.
Im Kopf der Kaulquappen-Galaxie entdeckten die Forscher eine rund 10.000 Sonnenmassen umfassende Gruppe von überraschend jungen Sternen. Sie bilden mehrere große Cluster und scheinen fast nur aus Wasserstoff und Helium zu bestehen, mit kaum schwereren Elementen. Diese ungewöhnliche Zusammensetzung erklären sich die Astronomen mit einem Gasklau der Galaxie: Sie muss eine Gaswolke vereinnahmt haben, die noch in einem sehr ursprünglichen Zustand war.
Die Beobachtungen enthüllen zudem, dass im Kopf von LEDA 3652 aktive Prozesse ablaufen: Starke stellare Winde und Supernova-Explosionen haben Löcher in die Gasmassen gerissen. Im Schwanz der kosmischen Kaulquappe sind mindestens vier Sternbildungszonen zu erkennen. Sie scheinen allerdings älter zu sein als die Cluster der jungen Sterne im Kopf der Galaxie.
Diese Aufnahme wurde mit der Wide Field Camera 3 des Hubble Teleskops erstellt. Sie kombiniert Strahlung in einem weiten Bereich des Spektrums, darunter UV-Licht, sichtbares Licht, H-Alpha-Strahlung und Infrarot.