Diese Seerosen sind nicht mit dem Pinsel gemalt – sie wurden von Bakterien erschaffen. Die verschiedenen Farben und die feinen Strukturen entstehen durch das Auftragen verschiedener Mikrobenarten auf das Nährmedium. Mit diesem lebenden Kunstwerk hat eine deutsche Studentin beim internationalen „Agar Art Contest“ der American Society for Microbiology einen ersten Preis errungen. Insgesamt wurden für den Wettbewerb 300 Kunstwerke aus 31 Ländern eingereicht.
Wenn Bakterien auf ein passendes Nährmedium aufgebracht werden, vermehren sie sich schnell und bilden typischerweise runde oder fadenförmige Kolonien. Je nach Art und Beschaffenheit des Nährmediums – pH-Bereich, Salz- und Zuckergehalt sowie Temperatur – könne diese Mikrobenkolonien verschiedene Farben und Formen entwickeln. Genau dies nutzen die Teilenehmenden am Agar Art Contest aus, um durch gezielte Auswahl von Spezies und Medien lebende Kunstwerke in den Petrischalen zu erschaffen.
Wie aus Mikroorganismen Bilder entstehen
Dieses Seerosen-Gemälde stammt von Sonja Borndörfer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). Die Studentin hat ihr Werk „Microlilies“ mithilfe eines schon länger an der Universität kultivierten „Tuschkastens“ von Mikroben erstellt – eine langwierige und diffizile Aufgabe. Im ersten Schritt musste sie verschiedene Kombinationen von Bakterienarten und Nährmedien ausprobieren, um die gewünschte Farbe und Struktur zu erreichen.
Anschließend werden die Mikroorganismen mit einer winzigen Öse gemäß der Bildvorlage auf die Agar-Basis aufgetragen. „Man muss die Öse zwischendurch immer wieder desinfizieren und sehr aufpassen, dass man nicht zwei verschiedene Mikroben-Stämme vermischt. Falls das passiert, wird das Bild unbrauchbar“, berichtet Borndörfer. Hinzu kommt: Während man die Mikroorganismen aufträgt, sieht man von dem Bild nichts, denn ihre Anzahl ist noch zu gering als dass ihre Farbe sichtbar wäre.