Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll: Der gesamte Himmel erscheint hier von einem kosmischen Feuerwerk aus Pink und Grün erfüllt. Dazwischen funkeln unzählige Sterne als weiße verwaschene Flecken. Wie es wohl ist, diesen Anblick live mitzuerleben? Joshua Veitch-Michaelis, der auf diesem Foto zwischen seiner Kamera und dem South Pole Telescope kniet, weiß es: Er gehört zur Winterbesetzung der Amundsen-Scott-Südpolstation.
Die Amundsen-Scott-Südpolstation ist ohne Zweifel einer der extremsten Arbeitsplätze der Welt. Mit Temperaturen von bis zu minus 82,8 Grad und Windgeschwindigkeiten bis 88 Kilometer pro Stunde kann es rund um die Forschungsstation schon einmal ungemütlich werden – besonders im antarktischen Winter von März bis Oktober. Dann leben auch nur rund 50 Menschen in der Südpolstation. Aber diese Winterschicht der Extreme hat auch einen großen Vorteil: Strahlende, farbige Polarlichter erleuchten dann die Dunkelheit der mehrmonatigen Polarnacht.
Arbeitsplatz mit Teleskop
Wenn die Wissenschaftler nicht gerade die Himmelsphänomene über der Antarktis bewundern, nutzen sie die einzigartigen Bedingungen am Südpol für Experimente und Messungen. Zur Amundsen-Scott-Südpolstation gehört zum Beispiel das sogenannte Atmospheric Research Observatory (ARO), das die besonders reine, klare Luft des Südpols untersucht. Dadurch soll es den Einfluss von Spurengasen und Aerosolen auf das Erdklima klären helfen.
Wie auf dem obigen Foto gut zu erkennen ist, gehört auch ein eigenes Radioteleskop zur Forschungsstation. Das South Pole Telescope (SPT) ist für den Mikrowellen-, Millimeter- und Submillimeter-Wellenlängenbereich ausgelegt. Dieser lässt sich in der stabilen, trockenen Atmosphäre der Antarktis so gut beobachten wie nirgendwo sonst. Das Teleskop hat einen Durchmesser von zehn Metern und ist mit der leistungsstärksten Kamera für den kosmischen Mikrowellenhintergrund ausgestattet, die derzeit in Betrieb ist.
Hilfe aus der Antarktis
Aufgrund seiner Besonderheiten hatte das Südpolteleskop in der Vergangenheit schon einige große Erfolge vorzuweisen. So war es zum Beispiel im Rahmen des Event-Horizon-Teleskopverbunds maßgeblich daran beteiligt, das allererste Foto des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße zu erstellen. Außerdem hat es wichtige Daten für die bisher genaueste Karte der kosmischen Materieverteilung geliefert.
Auch in Zukunft wird das Radioteleskop am Südpol wahrscheinlich dabei helfen, einige der ganz großen Fragen zu klären, wie: Was ist der Ursprung des Universums? Woraus besteht es? Was ist dunkle Energie? Und gibt es neue, unentdeckte Teilchenspezies im frühen Universum?
Quelle: U.S. National Science Foundation, United States Antarctic Program