Diese Aufnahme des Mississippi-Deltas unterstreicht das komplexe Wechselspiel von Land und Meer an dieser von Feuchtgebieten, Sandbänken und Seitenarmen durchsetzten Region. Die Form des Deltas verändert sich schon seit Jahrtausenden. Doch seit den 1980er Jahren geht der Trend vor allem in eine Richtung: Immer mehr Land versinkt in den Fluten. Ursache ist jedoch nicht primär der Meeresspiegelanstieg, sondern das Absinken des Landes durch menschliche Eingriffe, wie eine Studie enthüllt.
Die Marschen im Delta des Mississippi sind eine einzigartige Naturregion – die sumpfigen Flächen zwischen Land und Meer erstrecken sich über tausende von Quadratkilometern an der Südküste der USA. Über Jahrtausende hinweg haben die vom Fluss eingeschwemmten Sedimente immer wieder neue flache Inseln geformt, andere wurden vom Wasser abgetragen. Doch schon in den letzten Jahren mehrten sich Hinweise darauf, dass das Meer immer weiter in diese flache Landschaft vordringt. Einigen Studien zufolge könnte das gesamte Mississippi-Delta sogar unumkehrbar dem Untergang geweiht sein.
Pro Jahr 54 Quadratkilometer Landverlust
Wie stark der Landverlust im Mississippi-Delta ist und woran dies liegt, haben nun Daniel Jensen vom Jet Propulsion Laboratory der NASA und sein Team genauer untersucht. Anhand von Daten der Landsat-Satelliten sowie von Messflugzeugen und Vor-Ort-Messungen analysierten sie Landhebungen und -senkungen, aber auch Veränderungen von Wasserstand, Strömungen, Sedimentablagerungen und Vegetation.
Die Auswertungen ergaben: Seit den frühen 1980er Jahren verlieren die Feuchtgebiete entlang der Küsten Louisianas fast kontinuierlich Land. Im Schnitt versinken pro Jahr 54 Quadratkilometer Landfläche in den Fluten. Am stärksten betroffen sind dabei einige Gebiete im Mississippi-Delta, die in den letzten 40 Jahren fast 500 Quadratkilometer Landfläche verloren haben. Es gibt aber auch einige andere Gebiete, in denen neues Land gebildet wurde.
Menschliche Bauten als Hauptursache
Den Grund dafür konnten Jensen und sein Team ebenfalls ermitteln. Der Haupttreiber für den Landverlust entlang der Küste Louisianas sind neben dem Meeresspiegelanstieg und Hurrikans menschliche Eingriffe: Durch Dämme, Vertiefungen von Wasserstraßen oder Öl- und Gasförderanlagen hat der Mensch die Strömungen in den vielen Wasserarmen des Mississippi-Deltas und angrenzender Gebiete verändert. Dadurch wird die natürliche Ablagerung von Schwemmsand und Sediment behindert, die das Absinken des Landes ausgleicht.
„Das Küstensystem in Louisiana ist hochgradig verbaut“, erklärt Jensen. Über tausende Kilometer hinweg säumen Dämme, Kanäle und aufgeschüttete Böschungen die flachen Gewässer und Meeresarme. Viele Feuchtgebiete wurden dadurch vom Mississippi und seiner reichen Sedimentfracht abgeschnitten.
Immerhin gibt es ach positive Beispiele: „Die Tatsache, dass einige Stellen auch Land hinzugewonnen haben, bestätigen, dass Maßnahmen zur Wiederherstellung des Wasser- und Sedimentzustroms Wirkung zeigen“, sagt Jensen. „Mit solchen Ansätzen könnten wir einige der Feuchtgebiete in Zukunft bewahren.“ Wichtig sei dies nicht nur für die Natur, sondern auch die Menschen in solchen Regionen: „Weltweit leben und wirtschaften 350 Millionen Menschen in Flussdeltas und küstennahen Feuchtgebieten“, erklärt Jensens Kollege Marc Simard. Sie sind daher auch ein Schlüsselelement in unserer Nahrungsversorgung.“
Quelle: NASA Jet Propulsion Laboratory