Hier haben die Astronauten der Internationalen Raumstation einen besonderen Moment eingefangen: Die über den Aleuten stehende Mitternachtssonne strahlt von unten durch einen Schleier von hohen Eiswolken und lässt sie geisterhaft weiß aufleuchten. Ein solches Phänomen der leuchtenden Nachtwolken ist auch von der Erdoberfläche aus manchmal zu beobachten.
Die geisterhaft weiß schimmernden Nachtwolken erscheinen meist ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang, meist im Sommer und auch nur in einem engen Bereich zwischen dem 50. und 65. Breitengrad: silbrig schimmernde Wolken, die sich hell vom sonst dunklen Nachhimmel abheben. In geisterhaft bläulichem Licht erscheinen Wellen, Ringe oder Bänder, dünne Silberschleier legen sich vor den Sternenhimmel. Über Deutschland lässt sich dieses Phänomen rund 10 bis 15 Mal pro Jahr beobachten, in den Monaten Mai bis Juli zeigen sich durchschnittlich in jeder fünften Nacht leuchtende Nachtwolken.
Zum Leuchten gebracht werden diese Wolken durch reflektiertes Sonnenlicht. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit ist sie für einen Beobachter am Boden schon unter den Horizont gesunken, ihre Strahlen erreichen aber die hoch in der Atmosphäre schwebenden Schleier aus Eiskristallen noch und beleuchten sie von unten. Da die roten und gelben Anteile des Sonnenlichts auf dem langen, schrägen Weg durch die oberste Atmosphärenschicht fast völlig absorbiert werden, erscheinen die Wolken meist in bläulichem oder silbernem Licht.
Messungen ergaben für die leuchtenden Nachtwolken eine Höhe von 82 Kilometern, sie bilden sich damit mitten in der Mesopause, der kältesten Schicht der gesamten Atmosphäre. Da dort nur extrem wenig Wasserdampf vorhanden ist, hielten Forscher eine Wolkenbildung in dieser Schicht lange Zeit für unmöglich. Doch inzwischen weiß man, dass es dort so kalt ist, dass selbst die wenige Feuchtigkeit zu solchen Schleiern ausfriert.
Die Astronauten der ISS haben diese leuchtenden Nachtwolken hier aus einer ungewöhnlichen Perspektive aufgenommen – nicht von unten, sondern schräg von oben. Die Aufnahme entstand über den Aleuten etwa eine Viertelstunde nach Mitternacht dortiger Ortszeit. Die hohe Position der ISS in rund 220 Kilometern Höhe und der Blick in die richtige Richtung ermöglichten es, das geisterhaft weiße Leuchten der Wolken und die Mitternachtssonne zugleich aufzunehmen.