Die einzigartige Struktur des Schwarzen Meeres inszeniert jeden Frühsommer ein Naturschauspiel der besonderen Art: Der Süßwasseranteil an der Oberfläche erhöht sich durch die starken Regenfälle über Osteuropa und bietet mit Sedimenten, Mineralien und Chemikalien von Überschwemmungen einen idealen Lebensraum für Plankton. Die Plankton-Blüte in wenigen Metern Tiefe lässt das sonst „schwarze“ Meerwasser in den hellen Blautönen tropischer Sandbänke schimmern.
Das Meer ist nur durch den schmalen Bosporus mit dem Mittelmeer, dem Atlantik und den Weltmeeren verbunden: Ein Nadelöhr beim Wasseraustausch. Nur kleine Mengen von Salzwasser gelangen so in das Meer, das etwa so groß wie die Ostsee ist. Das dichtere Salzwasser sinkt auf den Boden des Meeres und vermischt sich nur geringfügig mit dem „leichteren“ Süßwasser an der Oberfläche. Besonders nach den starken Regenfällen wie im Frühling 2006 spülen Donau, Dnipro und Don das angestiegene Oberflächenwasser der Überflutungen wie etwa in Rumänien in das Meer – mitsamt den Sedimenten, Düngern und landwirtschaftlichen Abfällen. Das Flusswasser vermischt sich lediglich mit dem Süßwasser der oberen 150 Meter und schafft dort mit Eisen, Phosphaten und Nitraten ein „Schlemmerland“ für Planktonpflanzen.
Doch die Plankton-Blüte kann auch den Tod bringen. Verfaulen die Pflanzen nach ihrer Blütezeit verbrauchen die Bakterien so viel Sauerstoff, dass die Luft für die Fische unter Wasser knapp wird. Diese „Todeszonen“ sind oft an der Mündung stark verschmutzter Flüsse zu finden. Im Schwarzen Meer gibt es jedoch noch eine weitere „Todeszone“. Sterben die Pflanzen ab, sinken sie durch die Süß- in die Salzwasserschicht bis auf den Meeresboden. Da das Verwesen zwar Sauerstoff verbraucht, zwischen den getrennten Wasserschichten aber nur ein geringer Austausch besteht, hat das bodennahe Salzwasser gar keinen Sauerstoffgehalt mehr: der Tod für alle Fische und Pflanzen.