Intensive Strahlenquellen und rätselhafte Filamente: Diese Aufnahme zeigt das Zentrum unsere Milchstraße im Radiolicht – und enthüllt auch die auffallend fädigen Ausläufer, die senkrecht zur Galaxienebene aus ihm herausragen. Erstellt wurde das Bild von den 64 Teleskopen des gerade eingeweihten MeerKAT-Observatoriums in Südafrika – der auflösungsstärksten Radioteleskop-Anlagen der Südhalbkugel.
Das Zentrum unserer Galaxie liegt rund 25.000 Lichtjahre von uns entfernt – und gibt noch immer zahlreiche Rätsel auf. Denn ein Großteil dieses Gebiets ist von dichten Staub- und Gaswolken verhüllt, die optische Teleskope kaum durchdringen können. Dies gilt vor allem die Region um Sagittarius A*, das supermassereiche Schwarze Loch der Milchstraße. Aufschluss über die Vorgänge dort können aber Radioteleskope liefern, die durch die verhüllenden Wolken hindurchblicken.
Jetzt hat die neueste und größte Radioteleskop-Anlage der Südhemisphäre, das MeerKAT-Observatorium in der Karoo-Wüste Südafrikas, einen ersten Blick ins Milchstraßenzentrum getan. MeerKAT besteht aus 64 Radioantennen-Schüsseln von jeweils 13,5 Metern Durchmesser. Seit Mai 2018 sind alle Antennen in Betrieb und liefern nun hochauflösende Radioaufnahmen aus der Milchstraße, aber auch von sehr viel ferneren Galaxien und kosmischen Strukturen.
Diese Aufnahme zeigt das Milchstraßenzentrum so deutlich wie nie zuvor. „Das Zentrum unserer Galaxie war ein offensichtliches erstes Aufnahmeziel, erklärt Fernando Camilo vom South African Radio Astronomy Observatory (SARAO). „Es ist einzigartig, optisch eindrucksvoll und voller unerklärter Phänomene – aber auch notorisch schwer mit Radioteleskopen abzubilden.“
Zusehen sind helle Bereiche, in denen viele starke Radioquellen eng beieinanderliegen, aber auch die dünnen Filamente, die nach oben und unten aus der Umgebung des Schwarzen Lochs im Milchstraßenzentrum herausragen. Diese fädigen, stark magnetisierten Radiostrukturen wurden bereits in den 1980er Jahren entdeckt. Ihr Ursprung und ihre Natur sind jedoch bis heute rätselhaft.
„Das MeerKAT-Bild zeigt nun viele Strukturen und Merkmale, die wir noch nie zuvor gesehen haben“, sagt Farhad Yusef-Zadeh of Northwestern University in Evanston. „Darunter sind beispielsweise kompakte Radioquellen, die mit einigen dieser Filamente verknüpft zu sein scheinen. Diese Daten könnten den Schlüssel liefern, um das drei Jahrzehnte alte Rätsel um die Filamente zu lösen.“