Der Pine Island Gletscher im Westen der Antarktis hat einen gewaltigen Riss. Dieser zieht sich fast einmal quer über die ins Meer reichende Gletscherzunge hinweg. Diese Aufnahme vom 26. Oktober 2012 zeigt, dass nicht mehr viel fehlt, um den vorderen Teil des Gletschers vollständig abbrechen zu lassen. Geschieht dies, entsteht ein Eisberg von rund 900 Quadratkilometern Fläche.
Der Pine Island Gletscher gehört zu den am schnellsten strömenden Gletschern der Westantarktis. Er transportiert jedes Jahr rund 69 Kubikkilometer Eis aus dem Kontinent-Inneren ins Meer. Ähnlich wie auch andere Eisriesen hat sich auch der Pine Island Gletscher in den letzten Jahren ausgedünnt. Im Oktober 2011 entdeckten dann Wissenschaftler, die über den ins Meer mündenden Teil des Gletschers hinwegflogen erstmals den großen, rund 30 Kilometer langen Riss im Eis. Er reicht rund 50 bis 60 Meter in die Tiefe und ist im Durchschnitt 80 Meter breit. Seither wird der Gletscher von Forschern des NASA-Projekts IceBridge intensiv überwacht.
In der aktuellen Aufnahme des Enhanced Thematic Mapper (ETM)-Instruments an Bord des Landsat 7 Satelliten ist zu sehen, dass noch immer ein paar Kilometer fehlen, bis der Riss die Gletscherzunge vollständig abgetrennt hat. Weil momentan auf der Südhalbkugel Frühsommer herrscht, ist ein großer Teil des umgebenden Meereises abgetaut, das Südpolarmeer ist an dieser Stelle nahezu eisfrei.
Wann der Eisberg abbrechen wird, ist nicht bekannt, aber Forscher vermuten, dass die Abwesenheit des umgebenden Meereises diesen Prozess beschleunigen könnte: „Meereis wirkt als Puffer gegen die Wellen des Meeres und schützt dadurch das Schelfeis und die Gletscher“, erklärt der NASA-Glaziologe Kelly Brunt. „Die Tatsache, dass zurzeit kein Meereis vor dem Pine Island Gletscher liege deute darauf hin, dass er bald kalben könnte.“