Astronomie

Schattenwurf am Sonnenrand

Baily-Perlen während einer ringförmigen Sonnenfinsternis

Mondschatten
Dieses Foto zeigt die Schattenentwicklung am Sonnenrand während einer ringförmigen Sonnenfinsternis. © Ryan Imperio (USA)

Es sieht aus wie ein abstraktes Kunstwerk, ist aber pure Astronomie: Dieser Gewinnerfoto des Wettbewerbs „Astronomy Photographer of the Year“ hat das Perlschnur-Phänomen bei einer Sonnenfinsternis auf ungewöhnliche Weise eingefangen. Die Serie schnell hintereinander erstellter und versetzt dargestellter Aufnahmen zeigt, wie das Licht der verdeckten Sonne durch die Täler der Mondoberfläche hindurchscheint, aber von Erhebungen blockiert wird. Als Folge entstehen charakteristische Muster aus Schatten und Licht.

Bei einer totalen oder ringförmigen Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond direkt vor die helle Sonnenscheibe und verdeckt sie. Kurz bevor die Phase der Totalität eintritt und der Mondgenau mittig vor der Sonne steht, gibt es eine kurze Übergangsphase, in der besonders optischen Phänomen auftreten. Sie entstehen, weil die letzten für uns sichtbaren Sonnenstrahlen dann fast waagegerecht über die Mondoberfläche scheinen. Dabei lassen Mondtäler die Strahlen durch, Erhebungen blockieren sie.

Diamantring und Perlenkette aus Licht

Als Folge entsteht ein charakteristisches Muster aus Licht und Schatten, das nur wenige Sekunden lang zu sehen ist. Es unterschiedet sich je nachdem, durch welchen Teil der Mondlandschaft die Sonne dabei scheint: Kann sie nur noch durch ein größeres Tal passieren, ähnelt der Sonnenrand einem Ring mit hellleuchtendem Diamant. Dringen an mehrere Stellen noch letzten Sonnenstrahlen hindurch, ähnelt das Muster eher einer Perlenkette.

Diese sogenannten Baily-Perlen und ihre Entwicklung sind hier im Bild eingefangen – wenn auch auf ungewöhnliche Weise. Der US-Fotograf Ryan Imperio hat dafür während einer ringförmigen Sonnenfinsternis am 14. Oktober 2023 in Texas genau die Sekunden abgepasst, in denen die Mondoberfläche das Schattenmuster erzeugt. Im fertigen Bild sind die schnell hintereinander erstellten Aufnahmen leicht versetzt dargestellt, so dass man die Veränderungen des Schattenwurfs in dieser kurzen Übergangszeit sehen kann.

„Ein wirklich außergewöhnliches Werk“

Mit diesem ungewöhnlichen und faszinierenden Bild hat Ryan Imperio den diesjährigen Wettbewerb „Astronomy Photographer of the Year“ des Royal Observatory Greenwich gewonnen. „Dieses Bild hat mich staunen lassen und gefangen genommen“, sagt Jury-Mitglied Kerry-Ann Lecky Hepburn. „Es zerlegt das flüchtige, nur wenige Sekunden dauernde Phänomen der Baily-Perlen auf beeindruckende Weise. Das ist ein wirklich außergewöhnliches Werk und verdient höchste Anerkennung!“

Am diesjährigen Wettbewerb des Royal Observatory Greenwich haben mehr als 3,500 Aufnahmen aus 58 Ländern teilgenommen. Die Gewinnerbilder der Unterkategorien sind hier zu sehen.

Quelle: Royal Observatory Greenwich

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