Saphir-blaue „Augen“ überziehen die leuchtend-weiße Eisdecke Grönlands in dieser Aufnahme des Landsat 7 Satelliten. Das normalerweise fast zweieinhalb Kilometer dicke Eis ist hier, an der Westküste der größten Insel der Erde, deutlich dünner. Das durch die steigenden Sommertemperaturen entstehende Schmelzwasser sammelt sich in oberflächlichen Tümpeln, bevor es durch Sprünge im Eis in den Untergrund abfließt oder über Schmelzwasserströme ins Meer gelangt.
Grönland besitzt nach der Antarktis die zweitgrößte Eisdecke der Erde. Mit einer Fläche von rund 1,75 Millionen Quadratkilometern und einer durchschnittlichen Dicke von 2,3 Kilometern ist sie das größte verbleibende Relikt der Eiszeit auf der Nordhalbkugel. Die Eisdecke enthält rund sieben Prozent des gesamten Süßwasservorrats der Erde – würde sie komplett abschmelzen, stiege der Meeresspeiegel weltweit um rund fünf Meter.
Die hier sichtbaren Schmelzwassertümpel sind Teil der natürlichen jahreszeitlichen Schwankungen im grönländischen Eis. Das durch Spalten in den Untergrund abfließende Wasser kann jedoch auch dazu beitragen, die Fließgeschwindigkeit der Gletscher zu erhöhen. Denn es legt sich zwischen das Untergrundgestein und den Gletscherfuß und dient so gleichsam als „Schmiermittel“.
In den 1990er Jahren begannen Forscher die Eisentwicklungen auf Grönland genauer zu beobachten. Zu dieser Zeit hielten sich Eisneubildung durch Schneefall und Eisverlust durch Gletscherkalben und Schmelze noch die Waage. Innerhalb des letzten Jahrzehnts jedoch hat sich diese Balance verschoben. 2006 enthüllte eine Studie, dass Grönlands Eismasse zwischen 2003 und 2005 um 101 Milliarden Tonnen abgenommen hat.