Es sieht aus wie ein Blick ins Nichts oder ein Loch in einem Perlmutt-Kunstwerk. In Wirklichkeit jedoch blicken wir hier auf den Dagze Co-See in Tibet hinab. Die schillernden Ringe der kahlen Seeränder zeigen, dass der Bergsee einst deutlich größer war als heute – er ist ein Relikt der Eiszeit.
Während der letzten Eiszeit war das Hochplateau von Tibet deutlich feuchter als heute. Es gab mehr Schnee und Eis und unter vielen Gletschern und Eisbrocken bildeten sich im Laufe der Zeit tiefe Seen. Einer dieser Bergseen ist der hier gezeigte Dagze Co. Der Satellit ASTER nahm dieses Bild aus dem Orbit auf, er registriert dabei Licht in 14 Wellenbändern, vom sichtbaren Licht bis zum thermischen Infrarot.
Die Falschfarben-Aufnahme verdeutlicht die Struktur der Landschaft – und sie eröffnet einen Blick in die Vergangenheit des Sees. Denn wie die Wachstumsringe einer Muschelschale ist das Seeufer von fossilen Uferlinien umgeben. Sie zeigen, dass der See einst deutlich größer war als heute. Doch im Laufe der Jahrtausende ist das Tibet-Plateau trockener geworden und dadurch fehlt dem See Wassernachschub.