Strahlenbeschuss von unserem Stern: Der helle Fleck rechts unten in dieser UV-Aufnahme der Sonne markiert den bisher stärksten Strahlenausbruch des aktuellen Sonnenzyklus. Der sogenannte X-Flare wurde am Mittwoch, 20. April 2022, von einer hoch aktiven Sonnenflecken-Region ausgelöst. Obwohl die energiereiche Strahlung des Ausbruchs die Erde nur teilweise traf, verursachte sie in Asien weitreichende Störungen und Ausfälle des Funkverkehrs.
Unsere Sonne ist zwar ein eher ruhiger Stern, aber keineswegs inaktiv: Immer wieder sorgen aktive Sonnenflecken für Strahlenausbrüche und Plasmaeruptionen, die energiereiche Teilchen und Strahlung freisetzen. Geht ein solcher Flare oder Massenauswurf in Richtung Erde, kann dies erhebliche Folgen haben. Denn die Sonnenstürme können die Funkkommunikation stören, Blackouts in Stromnetzen verursachen und Satelliten lahmlegen.
Ein Flare der X-Klasse
Diese Aufnahme des Solar Dynamics Observatory (SDO) der NASA zeigt am rechten unteren Sonnenrand einen besonders starken Strahlenausbruch, einen sogenannten X-Flare. Solche Flares der X-Klasse können im Extremfall weltweite Störungen verursachen. Der am 20. April 2022 um 05:40 Uhr unserer Zeit freigesetzte Strahlenschub ging von der zu diesem Zeitpunkt schon fast aus unserer Sicht gedrehten Sonnenfleckengruppe AR2992 aus, die in den letzten Tagen besonders aktiv war.
Der X2.25 getaufte Strahlenausbruch ist der stärkste des aktuellen Sonnenzyklus, der im Dezember 2019 begonnen hat. Das Flare traf schon kurze Zeit später auf der Erde ein und verursachte vor allem in Asien zahlreiche Störungen und Ausfälle von Radio- und Funkkommunikation. Nur vier Stunden zuvor hat ein weiterer Strahlenausbruch aus der gleichen Region die Erde getroffen und ebenfalls Störungen ausgelöst, wie der US-Weltraumwetterdienst der National Atmospheric and Oceanic Administration (NOAA) berichtet.
Polarlichter und neue Sonnenflecken
Die NOAA hat zudem erste Anzeichen dafür gemessen, dass die aktuellen Flares mit einem koronaren Massenauswurf verknüpft waren – der Freisetzung eines schnellen Stroms geladenen Plasmas. Weil solche Plasmaströme länger bis zur Erde brauchen, könnten weitere Auswirkungen in den nächsten Tagen folgen – darunter auch weiter nach Süden reichende Polarlichter.
Doch das ist noch nicht alles: Links oben auf der uns zugewandten Seite der Sonne sind bereits neue, noch größere Sonnenflecken-Gruppen zu erkennen. Diese an einer vermehrten Extrem-UV-Strahlung erkennbaren und damit heller erscheinenden Regionen sind insgesamt so groß wie fünf Erden und rotieren zurzeit auf uns zu. Astronomen gehen davon aus, dass auch sie weitere starke Ausbrüche verursachen können. Sie beziffern das Risiko für starke Flares der X-Klasse auf 15 Prozent.
Quelle: NASA, NOAA, Solar Dynamics Observatory (SDO)